Levadas – Waale – Suonen – Bissen

Wanderungen entlang der künstlichen Wasserkanäle in Portugal, Südtirol und im Wallis.

Levadas, Waale und Suonen sind künstliche Bewässserungskanäle, meist hangtraversierende, offene Freispiegelkanäle in Gebirgsregionen. In diesen Kanälen gelangt Wasser gemäß dem Gesetz der Schwerkraft von einem höher gelegenen Anfangspunkt zu einem tiefer gelegenen Endpunkt. Aufgabe dieser Kanäle ist, Wasser aus den niederschlagsreicheren Gebieten zu den landwirtschaftlichen Anbaugebieten zu leiten. Zur Betreuung und Unterhaltung wurden meist begleitende Wege angelegt, oft sehr exponiert. Viele dieser Wege werden heute touristisch als Wanderwege genutzt.

Bewässerungskanäle weltweit

Die Anlage von Bewässerungskanälen ist weltweit und seit den Anfängen der Landwirtschaft verbreitet und findet sich beispielsweise als Suonen, Bissen, Wasserfuhren oder Wasserleiten im Schweizer Kanton Wallis, als Fluder in Österreich, als Wuhr im Südschwarzwald, als Fléizen in den luxemburgischen Ardennen, als Levada auf Madeira und den Kanarischen Inseln, als Ru im Aostatal, als Bief oder Bisse in den französischen Seealpen oder als Faladsch im Oman.

© Graphik & Tabelle: Johannes Gerber – Wandern an sagenhaften Suonen

Über die Levadas.

Levadas heißen die künstlichen Wasserläufe, die auf der portugiesischen Insel Madeira angelegt wurden, um Wasser aus niederschlagsreichen Gebieten in die landwirtschaftlichen Anbaugebiete zu leiten. Auf Madeira wird dazu Wasser aus dem Norden und der Mitte der Insel in den Süden geleitet. Meist haben die Levadas nur ein geringes Gefälle. Sie umgehen Täler und Berge, durchqueren Tunnel und kreuzen natürliche Wasserläufe auf Aquädukten. Heute beträgt die Ausdehnung des Bewässerungssystems von Mareira je nach Zählung 800 km bis 5000 km.

Damit das Wasser immer gleichmäßig fließt, müssen die Levadas ständig gewartet werden. Deshalb sind alle Levadas begehbar, entweder auf einer Levadamauer oder auf einem Weg neben dem Kanal, dem Passeio da Levada. So bilden die Levadas ein fast 1.000 km langes Netz von Wanderwegen.

© Wikipedia

🔗 Madeira: Levada da Central da Ribeira da Janela.

Über die Suonen.

Suonen (auch Bissen, Wasserfuhren oder Wasserleiten) sind historische oder noch bestehende Wasserleitungen im Schweizer Kanton Wallis. Das Wallis ist ein großes Tal, das die Alpen in Nord- und Südalpen trennt und gleichzeitig die niederschlagsärmste Region der Schweiz ist. Von der Trockenheit im Wallis sind vor allem die Siedlungsgebiete betroffen. Im Wallis gibt es viele wasserreiche Wildbäche, die aber meist in Seitentälern und Gräben verlaufen. Die Suonen haben die Aufgabe, das Wasser aus diesen Gräben in die Kulturlandschaft zu leiten.

Die Suonen überwinden zum Teil größere Hindernisse wie Felswände oder Geröllhalden, wofür im Laufe der Jahrhunderte spezielle Techniken entwickelt wurden. In Felswänden verlaufen die Suonen in hölzernen Kanälen, die zusammen mit einem Steg an Balken aufgehängt sind. Die Balken sind in Löchern im Fels verkeilt. Zur Steuerung des Wasserflusses werden manchmal kleine Wasserräder verwendet, die einen Hammer antreiben, der auf ein Holz schlägt. Die Hammerschläge sind weithin hörbar und bestätigen den Wasserfluss.

Seit den 1950er Jahren wurden viele Suonen verrohrt oder ganz aufgegeben, um den Unterhalt zu vereinfachen. Später entdeckte man den touristischen Wert der Suonen, was dazu führte, dass viele Suonen heute wieder offen Wasser führen. Die für den Unterhalt genutzten Wege entlang der Suonen können als Wanderwege genutzt werden, die aufgrund der meist exponierten Lage der Suonen gute Aussichten bieten.

© Johannes Gerber – Wandern an sagenhaften Suonen

🔗 Unterwallis: Bisse du Trient.

Über die Waale.

Waale sind künstlich angelegte Kanäle in Tirol/Südtirol. Die Hauptfunktion der Waale ist die Bewässerung, der Waal „trägt“ das Wasser zu den zu bewässernden Wiesen und Feldern, daher auch die Bezeichnung „Tragwaal“. Besonders im Vinschgau sind die Niederschlagsmengen aufgrund der geographischen Lage so gering, dass die Landwirtschaft auf künstliche Bewässerung angewiesen ist. So entstand hier eines der ausgedehntesten Bewässerungssysteme der Alpen. Das Hauptwaalnetz erstreckte sich einst über fast 600 km und versorgte flächendeckend alle landwirtschaftlich genutzten Fluren.

Die einfachste Form eines Waales ist ein ins Gelände gegrabener Kanal. In steileren Hanglagen oder in erosionsgefährdetem Gelände werden Sohle und Wände des Waales durch eine Verbauung gesichert. In felsigem Gelände können dies in den Fels gehauene Kanäle oder Tunnel sein. Kürzere Felshindernisse und kleine Quergräben werden meist mit hölzernen Rinnen, sogenannten Kandeln, Lawaden oder Nueschen, überwunden. In steinschlag-, muren- oder lawinengefährdeten Abschnitten werden die Waale in Karnillen oder Dolen geführt, das sind mit Steinplatten und Erde abgedeckte unterirdische Waalabschnitte.

Auf der talseitigen Dammkrone des Waals wurde meist ein Waalweg angelegt, der früher nur dem Wartungspersonal vorbehalten war. Heute sind viele dieser Waalwege sorgfältig restauriert und mit Geländern versehen.

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🔗 Südtirol-Vinschgau: Bergwaal.

Unsere Wanderungen entlang der Levadas, Waale und Suonen.

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Über Dieter Moßbrucker

Dieter ist Ehemann, Vater und Opa, Wanderer und Trekker, Computer- und WordPress-Fan – und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Seit vielen Jahren lieben wir das Wandern, Kanu- oder Fahrradfahren: am Bodensee, in Skandinavien, in den Alpen oder entlang verschiedener Flüsse. Seit Herbst 2015 gibt es diese Seite mit vielen neuen Berichten über Trekkingtouren und Wanderungen. Die früheren Berichte ab 1993 findet ihr auf der alten wildnis-wandern Seite.

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