Trekkingtour auf dem südlichen Kungsleden von Storlien über Ramundberget und Funäsdalen nach Grövelsjön.
Der südliche Abschnitt des Wanderklassikers Kungsleden in Schweden verläuft von Storlien nach Sälen entlang der norwegischen Grenze. Der 360 km lange Fernwanderweg führt durch die schwedischen Provinzen Jämtlands Län und Dalarnas Län. Wir kommen dabei durch alpine Fjällregionen, Birken- und Kiefernwälder, Sumpfgebiete und besuchen die einmalige Moränenlandschaft des Rogengebiets. Abwechslungsreicher und einsamer als der nördliche Kungsleden in Lappland braucht sich der unbekanntere Südliche Kungsleden keinesfalls hinter seinem großen Bruder verstecken. Zum dritten Mal nach 2004 und 2012 sind wir im August 2018 hier im Jämtlandsfjäll-Härjedalsfjäll unterwegs und kommen auch an der Stelle im Rogengebiet vorbei, an der ich 2004 mit gebrochenem Bein im Fjäll lag.
Über das Jämtlandsfjäll und das Härjedalsfjäll
Jämtlandsfjäll – Härjedalsfjäll
Jämtland und Härjedalen liegen mitten in Schweden und bilden gemeinsam die Provinz Jämtlands Län. Jämtlands Län ist so groß wie die Niederlande, die Einwohnerzahl beträgt ca. 136.000.
Die Region besteht aus drei geographischen Gebieten: im Westen Gebirge, östlich davon Waldgebiete, die einen großen Teil der Provinz bedecken, sowie offene Kulturlandschaft vor allem um den See Storsjön.
Härjedalen ist Schwedens höchste Landschaft mit der höchstgelegenen Baumgrenze und dem höchstgelegenen Dorf und Kirche. Außerdem: Schwedens höchste Landstraße über die Hochebene Flatruet mit dem Helags im Hintergrund, dem südlichsten Gletscher und dem höchsten Gipfel südlich des Polarkreises.
Jämtlandsfjäll
Das Jämtlandsfjäll gilt als Mekka der Wanderer und Langläufer. Mehrere Fjällmassive reihen sich sowohl in ost-westlicher als auch in nord-südlicher Richtung aneinander. Markierte Wanderwege überziehen wie ein Netz die gesamte Bergregion, so dass sich die verschiedensten mehrtägigen Wandertouren als Rund- oder Streckentouren zusammenstellen lassen. In Abständen von 12-23 km bieten sechs STF-Hütten und drei STF-Stationen Übernachtungsmöglichkeiten an.
Seit der Erschließung des Gebiets für den Wanderer Ende des letzten Jahrhunderts hat das mächtige, 1.743 m hohe Sylarna-Massiv seine Anziehungskraft nicht verloren. Schroffe, kahle Abhänge, eiszeitliche Spuren wie beispielsweise das einst von Gletschern geformte Tempeldalen, beinahe vegetationslose Kiesterrassen sowie noch vorhandene Gletscher prägen das Bild dieser Hochgebirgslandschaft. Von der Station „Sylarna“ aus kann man die Gletscher erreichen, die in den letzten 50 – 60 Jahren unverhältnismäßig stark geschmolzen sind, so dass der „Storglaciären“ heute nur noch halb so groß ist wie 1930.
Härjedalsfjäll
Die Landschaft Härjedalen ist heutzutage ein Verwaltungskreis, der zum „Jämtlands län“ gehört. Härjedalen gilt als Schwedens einzige Landschaft, in der es keine Stadt (Einwohnerdichte: 1 Person pro qkm), dafür aber über 30 Gipfel gibt, die höher als 1.000 m sind; daher auch der Name „Dach Skandinaviens“. Das bedeutet, dass große Gebiete oberhalb der Baumgrenze liegen: karges Kahlfjäll, auf dem nicht viel wächst außer Flechten, Moosen und Krautheide, weil der Boden mager und der Winter kalt ist. Durch die Gebirgskette Norwegens im Westen werden die warmen, vom Atlantik kommenden Winde abgehalten, so dass in Härjedalen Festlandklima herrscht mit kurzen Sommern und langen, kalten Wintern. Von Anfang November bis Mai liegt normalerweise Schnee. Die Straße über die Hochebene Flatruet (975 m) kann im Winter auf Grund von Schneeverwehungen nicht befahren werden.
Für den Tageswanderer bieten sich leichte, abwechslungsreiche Touren zu den zahlreich vorhandenen geschichtlich oder geologisch interessanten Zielen an. Mehrtägige Touren sind auf dem hier in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Kungsleden, der bei Fjällnäs/Tänndalen die Straße kreuzt, möglich. Richtung Norden gelangt man über einsames, nicht immer einfach zu begehendes Fjäll nach Helags, Schwedens höchstem Fjällmassiv südlich von Lappland (1796 m) mit dem südlichsten Gletscher des Landes. Richtung Süden erreicht man das mühsam zu begehende, aber sehr interessante Rogen-Naturreservat.
Rogen-Naturreservat
Beim Rogen handelt es sich um ein Naturreservat in der schwedischen Provinz Härjedalen (Norrland). Charakteristisch und namensgebend ist der gleichnamige See, von dem kleine Teile auch auf norwegischem Gebiet liegen. Entwässert wird der Rogensee durch den gleichnamigen Fluss in den norwegischen See Femund. Der Rogensee liegt durchschnittlich 758 m hoch und ist komplett von niedrigem Nadelwald und einer schroffen Moränenlandschaft umgeben. Mit ihren riesigen Felsblöcken, flechtenbewachsenen alten Waldkiefern und Mosaiken aus kleinen Gewässern hat die Landschaft um den großen See einen ganz eigenen Charakter.
Hier kann man tagelang wandern oder paddeln, ohne auf einen Kahlschlag oder auf eine Straße zu stoßen. Charakteristisch für das Rogen-Gebiet sind die vielen oft haushohen Steine und Felsen, die das Wandern schwer machen. Man könnte meinen, die Steine und Blöcke seien aus dem Boden gewachsen. Aber das ist natürlich nicht der Fall. Vielmehr brach das Inlandeis Felsstücke aus dem Gesteinsuntergrund und hinterließ sie beim Abschmelzen kreuz und quer in der Landschaft.
Auf dem kargen Moränenboden und in dem kalten, trockenen Klima dominieren einige wenige unempfindliche Pflanzen: Waldkiefer, Schwarze Krähenbeere, Preiselbeere und Blaubeere – und natürlich verschiedene Flechten und Moose. Die Fauna wirkt vielleicht artenarm, aber das Naturschutzgebiet ist für etliche bedrohte Arten von Bedeutung: Braunbär, Vielfraß und Fischotter sind einige der Tiere, die hier leben. Leichter zu sehen als diese scheuen Tiere sind Steinadler, Raufußbussard und Fischadler.
Rogen-Moschusochsen
n den Eiszeiten fühlten sich die Moschusochsen in Skandinavien außerordentlich wohl. Noch vor 30.000 Jahren wanderten hier neben Mammuts und Wollnashörnern viele Moschusochsen in Herden umher.
Die Deckhaare des Moschusochsenfells werden bis zu 70 Zentimeter lang. Das Tier kann problemlos -50°C aushalten, ist aber sehr empfindlich gegen Wärme. Als das Klima wärmer wurde und das Inlandeis schmolz, starben die skandinavischen Moschusochsen aus.
Im Jahr 1947 wurden einige Moschusochsen aus Grönland im norwegischen Dovrefjell angesiedelt. Heute leben dort gut 200 Tiere. Im Jahr 1971 begaben sich 5 der Dovrefjell-Moschusochsen auf Wanderung. Sie etablierten sich nördlich des Rogen, im Grenzgebiet zwischen Norwegen und Schweden. Die Herde wuchs und bestand Mitte der 1980er Jahre aus circa 30 Tieren. Seither nahm die Zahl der Moschusochsen im Rogengebiet – vielleicht wegen Inzucht – ab. Heute gibt es 7 schwedisch-norwegische Moschusochsen; den Winter verbringen sie meistens in Schweden, den Sommer in Norwegen.
Die Eckdaten der Tour
Tour-Datum | August 2018 |
Region | Schweden, Jämtland & Härjedalen |
Ausgangspunkt | Storlien, STF-Wanderheim Wir sind mit dem Nachtzug von Stockholm-Arlanda aus über Östersund bis Duved und dann mit dem Norrtag nach Storlien nahe der Grenze zu Norwegen gefahren. Von dort aus sind wir, vorbei am großen Supermarkt von Storlien, ca. 4 km zum STF-Wanderheim Storliens Fjällgård gelaufen. |
Ziel | Grövelsjön, STF-Fjällstation Die Rückfahrt ging zunächst mit dem Bus über Älvdalen nach Mora. Dort haben wir den Zug nach Stockholm-Arlanda genommen. |
Distanz | Storlien – Ramundberget: 90 km Käringsjön – Grövelsjön: 66 km |
Anforderungen | Storlien – Ramundberget: mittelschwere Trekkingtour auf guten, immer sichtbaren und vollständig markierten Pfaden Käringsjön – Grövelsjön: schwere Trekkingtour, vollständig markiert, im Rogengebiet große Steinblockfelder |
Hütten | die Hütten sind komplett eingerichtet |
Proviant | Storlien – Ramundberget: auf allen Hütten (bis auf Fjältjägaren) gibt es Proviant Käringsjön – Grövelsjön: nur die Rogen-Hütte bietet Proviantverkauf |
GPX-Datei |
Die Karten und der Wanderführer für die Tour
Der beschriebene Wanderweg von Storlien bis Grövelsjön wird von 3 Karten abgedeckt:
Erhältlich sind die Karten z.B. bei der Geobuchhandlung Kiel.
Für den gesamten Nördlichen und Südlichen Kungsleden gibt es auch ein kleines gelbes Wanderbuch:
Erhältlich ist der Wanderführer z.B. beim Conrad-Stein-Verlag.
Die Hütten entlang der Tour
STF Storliens Fjällgård
max. 75 Betten
Restaurant, Duschen, Sauna, Butik, Wifi
voll ausgestattete Küche
das Wanderheim liegt 4 km südlich von der Bahnstation Storlien der Bahnlinie Östersund-Trondheim
STF Blåhammaren Fjällstation
max. 75 Betten
Restaurant, Sauna, Butik, Wifi
voll ausgestattete Küche
STF Sylarna Fjällstation
max. 100 Betten
Restaurant, Sauna, Butik, Wifi
voll ausgestattete Küche
STF Helags Fjällstation
max. 100 Betten
Restaurant, Sauna, Butik, Wifi
voll ausgestattete Küche
Hotell Fjällgården Ramundberget
Hotel, Zimmer, Restaurant, Pool
Busverbindung nach Funäsdalen
Hotell Funäsdalens Vandrarhem
Hotel, Wanderheim mit 13 Zimmer
voll ausgestattete Küche
Supermarkt, Sportgeschäft im Ort
STF Grövelsjön Fjällstation
65 Zimmer
Restaurant, Sauna, Butik, Wifi
voll ausgestattete Küche
Busverbindung nach Mora
Zum Weiterlesen
Unsere Berichte zu den beiden Abschnitten des südlichen Kungsleden findest du in gesonderten Beiträgen. Folgende Links bringen dich direkt dorthin:
Abschnitt 1: Storlien bis Ramundberget, 9 Tage, 95 km
Abschnitt 2: Käringsjön bis Grövelsjön, 7 Tage, 66 km
- Blackforestline – Todtnauer Wasserfall - 7. September 2024
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