Padjelantaleden: Ritsem – Staloluokta

Eine Woche Trekking auf dem Padjelantaleden von Ritsem nach Staloluokta.

Der Padjelantaleden ist ein gut ausgebauter, abwechslungsreicher Fernwanderweg westlich des Sareks in Schwedisch Lappland. Er führt auf rund 140 Kilometern in 10 Tagen von Ritsem über Staloluokta nach Kvikkjokk durch die Bergwelt des Padjelanta Nationalparks und die Birkenwälder des Tarradalen, Teil des UNESCO-Welterbes Laponia. Der Padjelanta-Nationalpark ist der größte der schwedischen Nationalparks und zählt zu den schönsten Ecken im Fjäll.
Höhepunkt des Padjelantaleden ist für uns Staloluokta am großen See Virihaure. Hier befinden sich die samische Sommersiedlung Stáloluokta, eine große Hütte und ein wunderschöner Zeltplatz direkt am Seeufer.

Über den Padjelantaleden

Padjelanta bedeutet im Samischen „Höheres Land“. Und genau so verläuft der Weg von Ritsem aus kommend in weiten Teilen oberhalb der Baumgrenze. Nur die letzten zwei Etappen vor Kvikkjokk führen durch lichte Birkenwälder und kleinere Sumpflandschaften. Der Weg ist im Vergleich zu anderen Wegen in Nordskandinavien wenig begangen; er ist mit Brücken über Bäche und hölzernen Plankenwegen durch die sumpfigen Gebiete sehr gut ausgebaut.

In Kvikkjokk stößt der Wanderweg Kungsleden auf den Padjelantaleden. In Ritsem besteht Anschluss an den zum Søfjorden in Norwegen führenden Gränsleden. Ein Teil des Padjelantaleden deckt sich mit dem Nordkalottleden, der von Kautokeino in Norwegen nach Sulitjelma (ebenfalls Norwegen) führt.

Sowohl in Ritsem als auch Kvikkjokk startet bzw. endet der Wanderweg im Sommer bis Herbst mit einer Bootspassage. Die Startorte Kvikkjokk und Ritsem sind mit dem öffentlichen Bus von Murjek und Gällivare (dort zeitlich passender Anschluss an die Eisenbahn) sowie von Jokkmokk aus gut erreichbar. Von Staloluokta aus gibt es Hubschrauberflüge nach Ritsem und Kvikkjokk.

Neben dem intensiven Erlebnis der Wildnis Lapplands in all ihren Facetten ermöglicht der Padjelantaleden wie kein zweiter die Begegnung mit der indigenen Kultur der Samen: zwei Sommersiedlungen (Staloluokta mit der schönsten Kotenkirche, Arasluokta), bewohnte und verfallene Torf- und Zeltkoten und die großen Rentierherden.

Die Eckdaten der Trekkingtour

Die drei großen Fernwanderwege Nordkalottleden, Kungsleden und Padjelantaleden und die vielen kleineren Wege bieten viele Möglichkeiten für spannende Trekkingtouren im norwegischen-schwedischen Grenzgebiet. So ist es einfach, seinem eigenen Weg zu folgen.

Das war unser Weg im Sommer 2017: von Katterat, einer kleinen norwegischen Bahnstation der Ofotbahn kurz hinter der schwedisch-norwegischen Grenze, führte unser erster Abschnitt entlang des norwegischen Nordkalottleden bis zum Gautelisvatnet. Dort verließen wir den Nordkalottleden und wechselten ostwärts hinüber nach Schweden auf den nördlichen Kungsleden nach Singi. Diesen wanderten wir bis nach Vakkotavare am Akkajaure. Ein Bus brachte uns dann nach Ritsem, per Boot ging es über den Akkajaure zur Samensiedlung Änonjalme. Von dort wanderten wir den Padjelantaleden nach Staloluokta am Virihauare und weiter bis nach Kvikkjokk.

Hier stellen wir den zweiten Teil unserer Wanderung vor: den Padjelantaleden von Ritsem über Staloluokta nach Kvikkjokk. Den ersten Teil beschreiben wir in einem weiteren Beitrag: Nordkalottleden-Kungsleden von Katterat über Gautelis-Singi bis Vakkotavare/Ritsem.

Tour-Datum August 2017
Region Lappland, Padjelanta-Nationalpark
Ausgangspunkt Ritsem, Busendhaltestelle der Linie Gällivare – Ritsem
Distanz ca. 140 km + 10 km Boot
Anforderungen mittelschwere Trekkingtour auf gut sichtbaren und markierten Wegen
keine Watstellen, viele Brücken, viele Bohlenwege
Hütten STF-Hütten: Ritsem Fjällstation, Akka, Såmmarlåppa, Tarrekaise, Njunjes, Kvikkjokk Fjällstation
Badjelánnda-Laponia-Turism-Hütten: Gisuris, Låddejåhkå, Arasluokta, Stáloluokta, Duottar, Darreluoppal
die Hütten sind offen und haben einen Hüttenwart
Proviant Proviantverkauf bei den STF-Hütten Ritsem, Såmmarlappa und Kvikkjokk
eingeschränkter Proviantverkauf bei den Badjelánnda-Laponia-Turism-Hütten Gisuris, Låddejåhkå, Árasluokta, Duottar und Darreluoppal
in Staloluokta gibt es Parfas kiosk mit Proviantverkauf, der an das Angebot der STF-Hütten angelehnt ist
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Padjelantaleden 2017

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Die Karte für die Tour

Für den Padejantaleden Ritsem – Staloluokta – Kvikkjokk genügt eine Karten aus der schwedischen Fjällkartan-Serie im Maßstab 1:100.000:

  • BD10 Sareks nationalpark

Die Karte kann z.B. bei der Geobuchhandlung Kiel bestellt werden.

I. Padjelantaleden: Von Ritsem nach Staloluokta

Etappe 1: Von Ritsem mit dem Boot über den Akkjaure und dann zu Fuß weiter bis zum Sjnjuvtjudisjávrásjjåhkå

Strecke: Ritsem (480 m) – Änonjalme (480 m) – Akka Fjällstuga (490 m) – Brücke über den Vuojatädno (480 m) – Sjnjuvtjudisjávrásjjåhkå (580 m)
Distanz: 14,5 km + 10 km Boot

Der Ruhetag in der Fjällstation Ritsem hat uns gut getan: Knie geschont, Wäsche gewaschen, geduscht, gut gegessen. Nun soll es weitergehen, der zweite Teil unserer Lappland-Trekkingtour wartet auf uns: der Padjelantaleden. Es ist nicht das erste Mal, dass wir auf diesem Weg unterwegs sind. Und so ist die Vorfreude besonders groß, vor allem auf Staloluokta, auf unseren Lieblingszeltplatz direkt am Ufer des großen Virihaure.

Zunächst steht aber am frühen Morgen die Bootsfahrt mit der M/S Storlule über den Akkajaure an. Der große See liegt ruhig-grau, der Himmel ist grau bewölkt, und im Hintergrund reckt sich der große Akka mit seinem Gletscher schwarz in den Himmel.

Mit uns ist noch eine 3er-Wandergruppe an Bord, so wird die Überfahrt ruhig und wir hängen unseren Gedanken nach. Nach der Überfahrt wandern wir zunächst auf Bohlenwegen durch lichten Birkenwald zur Áhkástugan und weiter zur großen Hängebrücke über den breiten Vuojatädno.

Der Weg in den Padjelanta-Nationalpark ist für uns immer ein besonderer: links ragt der mächtige Akka mit seinen Schneefeldern hoch, rechts rauscht der Vuojatädno. Und vor uns öffnet sich der Padjelanta immer mehr zu einer schier unendlichen Weite. Zu all dem kommt hinzu, dass wir auf dem Pfad ganz alleine unterwegs sind – einfach herrlich.

Nach einer langen Wanderung auf dem unschwierigen Pfad erreichen wir den Fluss mit dem unaussprechlichen Namen: Sjnjuvtjudijávrásjjåhkå. An seinem Ufer finden wir einen schönen Zeltplatz und genießen den ruhigen Abend in der Wildnis.

Die Nacht wird sehr kalt mit einer Temperatur leicht unter Null, am nächsten Morgen liegt auf dem Zelt der Raureif.

Etappe 2: Vom Sjnjuvtjudisjávrásjjåhkå zu den 3 Brücken am Sallohaure (Zeltplatz)

Strecke: Sjnjuvtjudisjávrásjjåhkå (580 m) – Kutjaure (540 m) – Insel bei den 3 Vuojatädno-Brücken (540 m)
Distanz: 12,5 km

Nach einer bitterkalten Nacht, die wir in unseren Schlafsäcken gut überstanden haben, stehen wir früh schnell auf, trinken rasch einen heißen Kaffee und packen zusammen. Leider versinkt der Padjelanta im grauen Nebel, und bald fängt es dazu auch noch an zu regnen an.

Nach kurzer Zeit passieren wir die Gisuris-Hütte (Badjelánnda Laponia Turism), kein Mensch ist zu sehen. Nun führt uns der Padjelantaleden über offenes Kahlfjäll – bei gutem Wetter eine schöne Etappe mit Weitsicht über die flache Ebene. Heute jedoch peitscht ein kühler Wind uns von vorne den Regen ins Gesicht. So wird das Wandern eine anstrengende uns zermürbende Angelegenheit. Nirgends gibt es eine windgeschütze Rastmöglichkeit, nirgends eine Windschutzhütte.

So kämpfen wir uns bis zu den drei großen Brücken am Sallohaure. Eigentlich wollten wir noch weiter, es ist auch noch früh am Mittag. Aber wir sind erschöpft und kalt. So suchen wir hier einen Zeltplatz. Und tatsächlich, auf der ersten kleinen Insel nach der Brücke über den Vuojatädno finden wir einen ebenen und trockenen Platz. Schnell bauen wir das Zelt auf, kriechen in die Schlafsäcke, kochen uns eine heißen Tee – und fühlen uns schnell wieder wohl. Lappland eben!

Gegen Abend, nach vier Stunden im Zelt, wird es plötzlich schön, die Sonne kommt hervor, es wird warm, der Abend wird gut. Auch das ist Lappland wie wir es lieben.

Etappe 3: Von den 3 Brücken am Sallohaure zur Låddejåkkåstugan

Strecke: 3 Vuojatädno-Brücken (540 m) – Höhe 760 (760 m) – Låddejåkkåstugan (580 m)
Distanz: 11 km

Wieder war die Nacht kalt gewesen, dafür ist der Morgen schön. Der Himmel ist nur leicht bewölkt, die Berge in der Ferne sind zu sehen und verdeutlichen um so mehr die Weite des Padjelanta. Bevor wir aufbrechen, muss ich unbedingt einmal über die drei Hängebrücken.

Die letzten zwei Tage war der Padjelantaleden ohne große Höhenänderungen, auch heute geht es zunächst ziemlich eben weiter. Aber dann zieht der Pfad wenig anstrengend einen Hang hoch. So haben wir eine fantastische Sicht auf den Vuojatädno, den Sallohaure und bald auch auf den Vastenjaure. In der Ferne locken die schneebedeckte Berge Norwegens.

Wir queren den Hangrücken und sehen unten die Låddejåhkå-Hütte am gleichnamigen Fluss liegen. Nach dem gestrigen Tag und der kalten Nacht beschließen wir, heute in der Hütte zu übernachten.

Etappe 4: Von der Låddejåkkåstugan zu den Arasluoktastugorna

Strecke: Låddejåkkåstugan (580 m) – Låddejåkkå (580 m) – Pårte (900 m) – Miellädno (600 m) – Arasluoktastugorna (580 m)
Distanz: 13 km

Die Låddejåhkå-Hütte hat einen großen Aufenthaltsraum, hier haben wir den Abend ruhig und gemütlich verbracht mit Lesen. Geschlafen haben wir dann in einem kleinen 2er-Zimmer ohne Störung. Nach dem Frühstück führt uns der Padjelantaleden ein kurzes Stück flussaufwärts am Låddejåhkå entlang und dann auf einer großen Hängebrücke über den Fluss.

Schon gestern hatten wir den langen und steilen Aufstieg gesehen, der uns nun erwartet. Im Juni 1993 sind wir das erste Mal hier bei großer Hitze hoch und haben fürchterlicht geschwitzt. Heute ist es kühl und glücklicherweise trocken. Schon bald sehen wir den Sattel Pårka, erkenntlich an einem großen verwitterten Stein, der wie eine alte Tempelsäule dort oben steht. Doch bis ganz nach oben ist es noch lange.

Natürlich gibt es bei der Steinsäule eine Fotosession, für eine längere Pause ist es auf dem Pass in 900 m Höhe leider zu kalt. Also machen wir uns auf den Abstieg zum breiten Miellädno und zur großen Hängebrücke, die über den Fluss führt. Nach dem Fluss geht es noch einmal ein wenig hoch und wir queren den Hang des kreisrunden Berges Áras. Am Ufer des Árasluokta liegt die gleichnamige große Samensiedlung.

In der Ferne können wir auch schon die Árasluokta-Hütten erkennen, viele kleine Hüttchen. Wir haben Glück und können eine Hütte für uns beziehen. Am Abend kommt dann noch der Hüttenwart und sorgt mit frisch gefangenem und geräuchertem Röding für eine willkommene Abwechslung beim Abendessen.

Etappe 5: Von den Arasluoktastugorna nach Staloluokta (Zeltplatz)

Strecke: Arasluoktastugorna (580 m) – Anhöhe (800 m) – Staloluokta (580 m)
Distanz: 10,5 km

Die Padjelantaleden-Etappe von Árasluokta nach Stáloluokta ist eine Panoramaweg-Etappe: fast die ganze Zeit hat man hier einen fantastischen Blick auf den großen Virihaure und sieht in der Ferne die schneebedeckten Berge Norwegens. So ist der heutige Tag ein Wandergenuß – und entsprechend gut gestimmt kommen wir auch am Ziel an.

Schnell bauen wir das Zelt direkt am Ufer des Virijaure auf und genießen den Rest des Tages einfach nur mit Schauen.

II. Padjelantaleden: In Staloluokta

Ruhetag in Staloluokta

Stáloluokta – das ist für uns wie am Ende der Welt: eine unendliche Weite, eine Stille, weg von allem. Die Stille wird zwar ein-zweimal am Tag unterbrochen vom landenden und startenden Hubschrauber, aber das stört kaum. Und so können wir stundenlang am Virihaure sitzen und schauen und den Gedanken nachhängen.

III. Padjelantaleden: Von Staloluokta nach Kvikkjokk

Von Staloluokta nach Kvikkjokk

Strecke: Staloluokta (580 m) – Tuottarstugorna (900 m) – Tarraluopalstugorna (700 m) – Såmmrlappastugan (540 m) – Tarrekaisestugan (520 m) – Nunjesstugan (440 m) – Kvikkjokk Fjällstation (320 m)
Distanz: 74 km + 3,5 km Boot

Stáloluokta – ein schöner und glücklicher Tag neigt sich dem Abend zu und bringt leider auch eine traurige Entscheidung: mein Knie mag nicht mehr. Bis Stáloluokta wollte ich unbedingt kommen und habe durchgehalten und die Zähne zusammengebissen, aber nun geht es nicht mehr.

So beschließen wir uns zu trennen: meine Frau wird die Strecke nach Kvikkjokk mit leichterem Gepäck wandern und dabei auf den Hütten übernachten, ich werde mit dem Hubschrauber nach Kvikkjokk fliegen und dort in der Fjällstation auf meine Frau warten.

Vom Hubschrauber aus kann ich den Verlauf des Padjelantaleden gut verfolgen – aber lieber wäre ich ihn gewandert.

IV. Kvikkjokk

Ruhetag in Kvikkjokk

Kvikkjokk ist ein kleiner Ort mit nur wenigen Häusern, einer Holzkirche und einer mittelgroßen Fjällstation. Durch seine Lage am Ostrand des schwedischen Fjälls ist er Ausgangs- bzw. Endpunkt für Trekkingtouren in die Nationalparks Sarek und Padjelanta. Der Ort liegt am Delta des Tarraälven, der sich hier mit dem Kamajokk vereint. Auf dem Landweg ist Kvikkjokk einzig über die gut 100 Kilometer lange Straße 805 von Jokkmokk aus zu erreichen. So ist im Sommer der Ort hauptsächlich ein Treffpunkt der Trekker, die auf dem Kungsleden, auf dem Padjelantaleden oder auf dem Norkalottleden wandern.

Dieter Moßbrucker
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Über Dieter Moßbrucker

Dieter ist Ehemann, Vater und Opa, Wanderer und Trekker, Computer- und WordPress-Fan – und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Seit vielen Jahren lieben wir das Wandern, Kanu- oder Fahrradfahren: am Bodensee, in Skandinavien, in den Alpen oder entlang verschiedener Flüsse. Seit Herbst 2015 gibt es diese Seite mit vielen neuen Berichten über Trekkingtouren und Wanderungen. Die früheren Berichte ab 1993 findet ihr auf der alten wildnis-wandern Seite.

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