Via Albula/Bernina – Etappe 13 – Le Prese – Tirano

Via Albula/Bernina – Etappe 13: Auf der letzten Etappe der Via Albula/Bernina durch die subtropische Zone zum berühmten Kreisviadukt bei Brusio und weiter nach Tirano im Veltlin.

Die letzte Etappe der Via Albula/Bernina führt von Le Prese am Lago di Poschiavo durch die subtropische Zone abwärts in das italienische Veltlin. Ein staunenswerter Höhepunkt ist das mächtige Kreisviadukt von Brusio. Zusehends ändert sich aufgrund der abnehmenden Höhenlage die Vegetation wahr: vom Fichten-Lärchenwald geht es über zum Kastanienwald, dann durch Obstplantagen bis zu den Weinbergen an den Hängen oberhalb von Tirano. Die auf einer Anhöhe am Ortsrand von Tirano stehende Kirche Chiesa di Santa Perpetua gewährt zum Wanderabschluss einen schönen Überblick über die südländische Landschaft und die Stadt mit ihren ehrwürdigen Palazzi.

  Etappe 13: Le Prese – Tirano 02.10.2022
Le Prese (973 m) 0 km 5:00 h
Miralago (965 m) 2,8 km 14,7 km
Brusio (760m)   250 m
Campascio (637 m)   750 m
Campocologno (553 m)   mittel
Chiesa di Santa Perpetua (528 m)    
Tirano (429 m) 14,7 km    

Der Wanderweg Via Albula/Bernina Le Prese – Tirano

Unser Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück und anschließend mit einer langen und schönen Zugfahrt mit der Rhätischen Bahn von Morteratsch über den Berninapass an den Lago di Poschiavo. Hier in Le Prese startet dann unsere Wanderung auf der Trasse der alten Kantonsstraße, die seit dem Neubau der Straße als Rad- und Wanderweg freigegeben ist. Zwischen See und Bahnlinie wandern wir gemütlich und erreichen nach knapp drei Kilometern Miralago am südlichen Ende des Sees. Der Blick zurück über den See gibt ein tolles Panorama auf den oberen Teil des Puschlavs frei. Auf der linken Talseite thront auf einem fast überhängenden Felskopf, mehr als 800 Meter hoch über dem See, die Kirche San Romerio.

Bei Miralago wechseln wir und die Berninabahn die Talseite. Doch das Tal ist eng und felsig, so steigen wir zunächst durch den Wald auf einem breiten Forstweg knapp 150 Höhenmeter an. Im kleinen Weiler Garbella (6 Häuser) erreichen wir offenes Gelände, steil fallen die Wiesen ab zum Talgrund. Unter uns liegt Brusio, die Besiedlung umfasst die ganze Talbreite. Auch das Kreisviadukt können wir unterhalb von Brusio erkennen.

Durch die steilen, noch feuchten Wiese steigen wir vorsichtig nach Brusio hinab, unterqueren dabei die Bahnlinie, passieren die evangelische und die katholische Kirche und erreichen schließlich den Bahnhof von Brusio. Kurz wechseln wir auf die Kantonsstraße, dann geht es auf schmalem Pfad direkt neben der Bahnlinie hinab. Dabei passieren wir einige Crotti – rundliche, kuppelgewölbte einräumige kleine Häuschen, steinerne Kühlkammern, eine besondere Eigenheit des Puschlav.

Kurz darauf stehen wir in mitten vom eindrücklichen Kreisviadukt. Eingehend bestaunen wir das berühmte Bauwerk und die darauf verkehrende Züge.

RhB bei der Einfahrt in das Kreisviadukt von Brusio talaufwärts.
RhB bei der Einfahrt in das Kreisviadukt von Brusio talabwärts.
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Zweimal ist nun der Talfluss, der Poschiavino, zu überqueren, bevor wir wieder zum Gleis der Berninabahn hoch wandern. Unweit davon liegt die Haltestelle Campascio. Nach dem unbewachten Bahnübergang folgen wir dem parallel zur Bahnlinie verlaufenden Flurweg durch Obstplantagen hinunter zur Grenzstation Campocologno.

Mitten im Dorf geht es über die Bahngleise, einige Treppenstufen hoch und wir stehen vor der Kirche. Die Druckleitung des Wasserkraftwerkes müssen wir übersteigen, dann erreichen wir einen schmalen Pfad. Auf diesem leicht ruppigen Pfad durchqueren wir einen schönen Kastanienbaumwald und verfallene Bewirtschaftungsterrassen. Mitten im Wald stehen wir plötzlich vor einem unscheinbaren Grenzstein – wir passieren die Grenze nach Italien.

Auf dem schmalen Pfad wandern wir nun auf italienischem Boden weiter leicht abwärts, überqueren die Bahnlinie, erreichen die Autostraße, verlassen diese aber sofort wieder auf einem Fußweg und überqueren abermals die Bahnlinie. Auf einem angenehmen Weg steigen wir nun hoch zur Chiesa di Santa Perpetua. Hier bietet sich ein fantastischer Ausblick auf die Stadt Tirano. Gut können wir auch von hier die Fahrten der Züge durch die Stadt beobachten.

Ein steiler, treppenartiger Fußweg durch einige der höchstgelegenen Weinberge im Veltlin bringt uns auf teilweise in Fels geschlagenen Stufen hinunter zur barocken Basilika Madonna di Tirano. Seit 1908 rumpelt hier die Berninabahn als Straßenbahn über den Platz – allerdings auf der Rückseite der Kirche.

Bis zum Bahnhof der Berninabahn und dem gegenüberliegenden Bahnhof der italienischen Staatsbahn folgen wir der stark befahrenen Straße mitten durch die Stadt. Eine schöne Allee begleitet uns auf dem Trottoir. Nach ca. 900 Metern wird rechts, etwas zurückversetzt, das Stationsgebäude der FS sichtbar. Nach dem Genuss eines Espresso und eines Gelato warten bereits im unmittelbar daneben stehenden Bahnhof der Berninabahn die Züge, die uns wieder zurück nach Morteratsch bringen.

Die Bahnstrecke Cavaglia – Tirano

Wie bereits zwischen S. Antonio und Le Prese verlegte man auch von Le Prese bis Miralago die Schienen in die Straße, nicht zuletzt aus Kostengründen. Die starke Zunahme des Verkehrs auf der Straße als auch auf der Schiene erforderte die Trennung von beiden. Deshalb wurde in den 1960er-Jahren eine neue, von der Bahntrasse unabhängige Kantonsstraße entlang des Lago di Poschiavo gebaut. Die Berninabahn behielt ihr altes Gleisbett, die alte Straße ist heute der Wanderweg.

RhB am Lago di Poschiavo kurz vor der Einfahrt nach Miralago.
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Die Überwindung der 536 Höhenmeter der letzten Talstufe zwischen Miralago (965 m) und Tirano (429 m) auf nur ca. acht Kilometer Distanz verlangt wiederum eine künstliche Verlängerung des Bahntrasse mit maximal 70‰ Gefälle. So liegt die Station Brusio quer zum Tal, oberhalb befinden sich im nach Süden abfallenden Wiesengelände zwei Schleifen.

Im immer enger werdenden und stark besiedelten Tal bleibt für die Bahnlinie nicht mehr viel Raum für die notwendige künstliche Verlängerung. Der Not gehorchend projektierten die Ingenieure den inzwischen weltberühmten, einzigartigen Kreisviadukt, eines der markantesten Bauwerke der Berninabahn.

Kreisviadukt von Brusio.
Luftbild
Gleisplan
© Wikipedia

Die Bahnlinie folgt nun dem linken Hangfuß bis kurz vor Campocologno, wo sie wieder als Straßenbahn zusammen mit der Kantonsstraße den Poschiavino überbrückt und auf die rechte Talseite wechselt. Viele teilweise bis zehn Meter hohe Stützmauern stabilisieren diesen Streckenabschnitt.

Mitten in Campocologno liegt, etwa 400 Meter vor der Grenze, der Grenzbahnhof. Von hier bis Tirano liegt die Berninabahn auf italienischem Boden. Vor dem Stadtrand von Tirano wechselt die Bahnlinie auf einer 22 Meter langen Metallbrücke die Flussseite und wird abermals zur Straßenbahn. Nach der Wallfahrtskirche Madonna di Tirano erhält sie wieder eine eigene Trasse bis zum 2008 umgebauten Kopfbahnhof Tirano in unmittelbarer Nähe der Station der FS (Ferrovie dello Stato Italiane).

RhB rumpelt über den Platz bei der Basilika Madonna di Tirano.
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Via Albula/Bernina – Die Berichte unserer Etappen

Hier ist die Übersicht unserer Etappen auf der Via Albula/Bernina. Ein Klick auf eine Graphik führt zum entsprechenden Bericht (falls er veröffentlicht ist ☺️). Viel Spass beim Lesen.

Via Albula/Bernina - Etappe 7: Von Spinas nach St. Moritz
Via Albula/Bernina - Etappe 8: Von St. Moritz nach Morteratsch
Via Albula/Bernina - Etappe 10: Von Morteratsch zum Ospizio Bernina
Via Albula/Bernina - Etappe 11: Vom Ospizio Bernina nach Cavaglia
Via Albula/Bernina - Etappe 12: Von Cavaglia nach Le Prese
Via Albula/Bernina - Etappe 13: Von Le Prese nach Tirano
© wildnis-wandern.de
Dieter Moßbrucker

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Über Dieter Moßbrucker

Dieter ist Ehemann, Vater und Opa, Wanderer und Trekker, Computer- und WordPress-Fan – und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Seit vielen Jahren lieben wir das Wandern, Kanu- oder Fahrradfahren: am Bodensee, in Skandinavien, in den Alpen oder entlang verschiedener Flüsse. Seit Herbst 2015 gibt es diese Seite mit vielen neuen Berichten über Trekkingtouren und Wanderungen. Die früheren Berichte ab 1993 findet ihr auf der alten wildnis-wandern Seite.

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