Teil 1 unserer Trekkingtour auf dem südlichen Kungsleden: von Storlien über Helags nach Ramundberget.
Der erste Abschnitt des südlichen Kungsleden von Storlien nach Ramundberget geht durch karges, aber wunderschönes Fjäll auf gut ausgetretenen Wegen. Vor allem das Wegstück zwischen den großen Fjällstationen Blåhammaren-Sylarna-Helags ist arg überlaufen, bringt es uns doch zu den südlichsten Bergen Schwedens. Bei der großen Sylarna-Fjällstation befindet sich an der norwegisch-schwedischen Grenze mit dem Storsylen (1.762 m) die höchste Erhebung Jämtlands. Bei der Helags-Fjällstation kommen wir nach Härjedalen und haben Aussicht auf das Helagsfjäll (1.797 m), auf die höchste schwedische Erhebung südlich des Polarkreises, und auf den Helagsgletscher, Schwedens südlichster Gletscher. Nach Helags werden die Berge flacher, aber wir bleiben immer noch im baumfreien Gebiet. In Ramundberget erreichen wir schließlich ein großer Sommer- und Wintersport-Ressort. Von hier fahren wir mit dem Bus nach Funäsdalen.
Die Eckdaten der Tour
Tour-Datum | 11. August 2018 |
Region | Schweden, Jämtland |
Ausgangspunkt | STF Storliens Fjällgård |
Anforderungen | leichte Trekkingtour auf guten Wegen, hervorragend ausgeschildert der Aufstieg zum Helagsfjället ist im oberen Teil steil und weglos, führt über Geröllfelder |
Distanz | 95 km |
Wanderzeit | 9 Tage |
Die Etappen der Tour
Etappe 1: STF Storliens Fjällgård – STF Blåhammaren Fjällstation
Strecke: STF Storliens Fjällgård (580 m) – Rundvalen (765 m) – Enan-Brücke (640 m) – STF Blåhammaren Fjällstation (1.110 m)Distanz: 13,7 km
Von Stockholm sind wir mit dem Nachtzug nach Storlien nahe der schwedisch-norwegischen Grenze gefahren. Vom Bahnhof sind es dann noch gut 4 Kilometer zu laufen bis zum STF Storliens Fjällgård Vandrarhem. Schon im Voraus hatten wir ein Zimmer gebucht, so dass wir in Ruhe duschen und umpacken können. Bei der Rezeption kaufen wir noch eine Gaskartusche und erfahren dabei, dass bis heute wegen Waldbrandgefahr Feuer und Campingkocher verboten waren – puuh, nochmals Glück gehabt.
Nach einer ruhigen Nacht – wir sind die einzigen Gäste – geht es dann endlich los auf den südlichen Kungsleden. Ein großes Schild weist den Weg, Planken und rote Kreuze leiten uns durch feuchte Wiesen. Bald erreichen wir die typische Fjäll-Landschaft: sanfte Hügel mit Krüppelbirken, Büschen und Gräsern, es dominieren Braun- bis matte Grüntöne. Am Enan stoßen wir auf eine breite Hängebrücke und eine Rasthütte – Zeit für eine erste längere Pause., denn ab hier geht es nur noch bergauf.
Nun kommt der anstrengende Teil des heutigen Tages – vor allem dann, wenn alles, wenn der Rucksack noch ungewohnt ist. Wir lassen es langsam angehen. Am Horizont, oben am Kamm ist neben dem Blåhammarkläppen unser Ziel, die Blåhammaren Fjällstation, zu sehen. Aber es dauert. Auf halbem Weg kommen wir zur kleinen Rasthütte Gräsliden. Von hier aus sieht die Fjällstation so nahe aus.
Auf den letzten Metern dreht das Wetter, es wird nass und windig, fast schon stürmisch, an Zelten ist nicht zu denken. Obwohl die Fjällstation fast vollständig belegt ist, finden wir hier eine Bleibe für die Nacht.
Etappe 2: STF Blåhammaren Fjällstation – Enkälen (Zelt)
Strecke: STF Blåhammaren Fjällstation (1.110 m) – Klöftälven (880 m) – Finnbäcken (840 m) – Zeltplatz bei der Enkälen Rastskydd (900 m)Distanz: 8,4 km
Drei große STF-Fjällstationen bilden das berühmte Jämtlandstriangeln, das Jämtland-Dreieck: Sylarna, Blåhammaren und Storulvån. Obwohl im schwedischen Fjäll doch reichlich Platz ist, dieses Dreieck ist einer der bekanntesten und meistbesuchten Wanderwege in den schwedischen Bergen. Der 47 Kilometer lange Weg ist mit dem Zug, dem Auto oder dem Bus relativ leicht zu erreichen.
Die meisten Wanderer beginnen ihre Wanderung auf dem Jämtlandstriangeln bei der Storulvån -Fjällstation, denn sie kann direkt mit dem Auto angefahren werden.
Und so erleben wir es auch heute: obwohl das Wetter zunächst alles andere als gut ist, ist es eine ziemliche Massenwanderung auf dem breiten, ausgetretenen Weg von Blåhammaren bergab südwärts Richtung Sylarna. Wir lassen uns Zeit, bleiben noch eine Weile in der Fjällstation, starten erst spät und erleben dann eine ruhigere Wanderung bei besserem Wetter. Am Enkälen finden wir schließlich einen schönen Zeltplatz und sind dort den Abend und die Nacht ganz für uns alleine.
Etappe 3: Enkälen (Zelt) – STF Sylarna Fjällstation
Strecke: Zeltplatz bei der Enkälen Rastskydd (900 m) – Västra Endalshöjden (1.025 m) – Enan (880 m) – STF Sylarna Fjällstation (1.060 m)Distanz: 10,2 km
Die erste Nacht im Zelt war Erholung pur, so ganz anders als in einer vollen Fjällstation. Nach einem Kaffee, der besonders gut in der weiten Einsamkeit schmeckt, wandern wir wieder auf dem breiten Weg. Ein gutes Stück geht es aufwärts und an der westlichen Hangflanke des Västra Endalshöjden vorbei. Hier erhaschen wir einen ersten Blick auf das Sylarna-Massiv mit dem Gletscher. Der Weg wendet sich wieder abwärts zu der Brücke über den Enan zu. Ab hier wird es nochmals voller, kommt doch von links der Weg von der Storulvån Fjällstation, eine Seite des Jämtland-Dreiecks.
Der Kungsleden zieht nun zwischen dem Sylälven (rechts) und dem Fruntimmersklumpen (1.380 m, links) aufwärts. Vorbei an einer kleinen Rasthütte erreichen wir dann die große Fjällstation Sylarna. Obwohl auch diese Fjällstation gut belegt ist bekommen wir in einem kleineren Anbau einen Raum ganz für uns alleine.
Der Abend ist lang und lang ist es hell, so genießen wir von der Terrasse aus die prachtvolle Sicht auf den Sylarna-Gletscher.
Etappe 4: STF Sylarna Fjällstation – Handölan (Zelt)
Strecke: STF Sylarna Fjällstation (1.060 m) – Pass südlich Herrklumpen (1.140 m) – Mieskentjakke (900 m) – Zeltplatz am Handölan (900 m)Distanz: 11,8 km
Heute morgen strahlt die Sonne von einem fast wolkenlosen blauen Himmel, wir verlassen das Jämtland-Dreieck, den ganzen Tag werden wir für uns alleine unterwegs sein – also ein guter Tag steht uns bevor. Für knapp zwei Kilometer folgen wir dem Flusslauf des Sylälven in südliche Richtung. Direkt gegenüber dem prachtvollen Sylarna-Gipfel wendet sich der Pfad nach links und wir wandern zwischen den Erhebungen Herrklumpen und Kläppen hindurch.
Der Kungsleden verläuft nun hangparallel oberhalb der eigentlichen Talsohle und ist sehr einfach zu laufen.
Bei der Rasthütte Mieskentjakke erreichen wir die Talsohle mit dem Handölan. Leider können wir nur eine kurze Rast machen, denn es fängt an zu regnen.
Wir passieren auf einer Brücke einen kleineren Zufluss des Handölan und kurze Zeit später die Grenze zwischen Jämtland und Härjedalen. Parallel zum Handölan, der hier recht breit und gemächlich dahin fließt, wandern wir noch ein kurzes Stück und finden dann direkt am Ufer einen sehr schönen Zeltplatz.
Etappe 5: Handölan (Zelt) – STF Helags Fjällstation
Strecke: Zeltplatz am Handölan (900 m) – STF Helags Fjällstation (960 m)Distanz: 9 km
Der heutige Tag wird ein kurzer Wandertag – es regnet fast ununterbrochen. Leicht ansteigend, immer den Handölan zur Linken führt uns der gute Pfad zur Helags-Fjällstation.
Vier große Hütten bilden ein offenes U mit Sicht auf den wolkenverhangenen Helagsfjället. Hier ist es deutlich ruhiger als in den letzten beiden Fjällstationen. So können wir den Nachmittag im großen gemütlichen Aufenthaltsraum der Haupthütte bei Kaffee und Gebäck im Trockenen und Warmen genießen.
Etappe 6: Auf den Helagsfjället
Strecke: STF Helags Fjällstation (960 m) – Helagsfjället (1.797 m)(Distanz: 4,5 km (einfacher Weg)
Heute ist es wieder trocken, teilweise ist blauer Himmel zu sehen. Obwohl eine kalter Wind fast schon stürmisch weht wollen wir heute einen richtigen Berg besteigen: den höchsten schwedischen Berg südlich des Polarkreises, den 1.797 m hohen Helagsfjället.
Zunächst geht es relativ bequem, aber immer ansteigend bis fast an die Helags-Gletscherzunge. Dann aber wendet sich der Weg nach links und in einem großen Halbkreis müssen wir steil hinauf. Teilweise ist es mehr ein Klettern über große Stein- und Geröllfelder. Vom Sattel vor dem Gipfel haben wir prachtvolle Blicke auf den Gletscher, auf die schwarze Felswand oberhalb des Gletschers, auf die Fjällstation tief unter uns und auf die großen Seen drüben in Norwegen.
Vom Sattel sieht der Gipfel so nahe aus, aber das täuscht. Einen markierten oder sichtbaren Weg gibt es nicht mehr, mühsam geht es nahe der Kante durch ein gigantisches Steinplattenfels hoch. Der Gipfel belohnt uns reichlich für die Aufstiegsmühen. mit einem 360-Grad-Panoramablick.
Etappe 7: STF Helags Fjällstation – STF Fjällstuga Fältjägaren
Strecke: STF Helags Fjällstation (960 m) – Osthang Helagsfjället (1.140 m) – Senke (945 m) – STF Fjällstuga Fältjägaren (1.040 m)Distanz: 12,2 km
Nach Helags wird es einsam. Der Kungsleden führt zunächst über eine Brücke und dann einen leichten Anstieg auf 1.180 m hinauf – wir haben den höchste Punkt des gesamten Kungsleden erreicht.
Von hier geht es auf einem guten Pfad in ein weites Tal mit leicht gewellter Talsohle. Rechts dominiert der charakteristische Predikstolen. Es geht auf und ab, etwa auf der Hälfte dieser Etappe kreuzen wir den Pilgrimsleden. In der Ferne, auf einer Anhöhe, sehen wir bereits unser Ziel: die kleine Hütte Fältjägaren.
Doch bis dahin ist es noch ein Stück aufwärts. Die Hütte liegt fantastisch schön, hier fühlen wir uns wie in der absoluten Einsamkeit.
Etappe 8: STF Fjällstuga Fältjägaren – Ramundberget
Strecke: STF Fjällstuga Fältjägaren (1.040 m) – Mittån (915 m) – Svaletjakke (1.051 m) – Ljusnan (717 m) – Ramundberget (720 m)Distanz: 16,2 km
Unsere letzte Etappe auf diesem ersten Abschnitt des südlichen Kungsleden. Von der Fältjägaren-Hütte wandern wir zunächst geradeaus weiter in südwestliche Richtung und hinab zum Fluss Mittån. Anschließend steig der Pfad wieder leicht an und wir erreichen die Rasthütte Svaletjakke. Die Sonne kommt hervor, es wird warm, wir machen hier eine Pause in der Wiese unterhalb der Hütte.
Nach der Pause kehren wir dem Kungsleden den Rücken. Der Kungsleden führt geradeaus weiter nach Fjällnäss an der Straße 84. Leider gibt es dort keine Einkaufsmöglichkeiten mehr und die Busverbindung von Fjällnäss nach Funäsdalen ist nicht optimal.
Deshalb biegen wir hier bei der Rasthütte Svaletjakke vom Kungsleden ab und wandern nach Ramundberget, ein berühmtes Sommer- und Wintersport-Ressort. Im großen Hotel buchen wir für uns ein Zimmer und genießen den Komfort von Duschen und Schwimmbad.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Funäsdalen, wo wir für zwei Tage in einem Wanderheim unterkommen. Dann soll der zweite Teil des südlichen Kungsleden kommen, durch den Rogen bis nach Grövelsjön.
Zum Weiterlesen
Den Bericht über die Fortsetzung des südlichen Kungsleden findest du in einem gesonderten Beitrag. Folgender Link bringt dich direkt dorthin:
Abschnitt 2: Käringsjön bis Grövelsjön, 7 Tage, 66 km
Die wichtigsten Fakten über unsere Tour habe ich in einem weiteren Beitrag zusammengefasst. Hier geht’s direkt dahin:
- Panoramaweg Muottas Muragl – Alp Languard - 6. Oktober 2024
- Vandans – Heinrich-Hueter-Hütte - 14. September 2024
- Blackforestline – Todtnauer Wasserfall - 7. September 2024