Marlinger Waalweg

Vinschgau: Wanderung auf dem Marlinger Waalweg, dem längsten Waalweg Südtirols, von der Töll bis nach Oberlana.

Für den zwölf Kilometer langen Waal von der Töll bis Oberlana hat sich der Name Marlinger Waal eingebürgert, obwohl der letzte Abschnitt durch das Gemeindegebiet von Tscherms fließt und eigentlich Tschermser Waal heißt. Damit ist der Marlinger Waal der längste Bewässerungskanal Südtirols. Der Wanderweg entlang des Kanals zeichnet sich durch eine besonders abwechslungsreiche Wegführung aus: Über weite Strecken führt der Weg nicht durch Kulturland, sondern auf Stegen an den steilen und felsigen Nordhängen des Vigiljochs entlang und durch schönen, schattigen Mischwald.

Tour-Datum 3. Mai 2023
Region Italien, Südtirol, Vinschgau
Ausgangspunkt
Endpunkt
Bahnhof Töll der Vinschgerbahn
Busbahnhof Lana
Anforderungen leichte und dennoch spektakuläre Wanderung
Distanz 12,2 km
Gehzeit 3 – 4 Stunden
Höhenunterschied 200 m abwärts, unwesentlich aufwärts
Einkehr entlang des Waalweges mehrere Möglichkeiten
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Marlinger Waalweg

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Über die Südtiroler Waale

Im sonnigen Südtirol, insbesondere im Vinschgau und im Burggrafenamt, haben die Bauern seit jeher mit der Trockenheit zu kämpfen. Durch die Lage in der Mitte der breitesten Stelle der Alpen, umgeben von hohen Gebirgsketten, beträgt der durchschnittliche Niederschlag nur rund 500 mm im Jahr.

Das milde und sonnige Klima ist ausgezeichnet für Obstplantagen, weshalb im Vinschgau Äpfel und Erdbeeren angebaut werden. Zur Bewässerung wurden die Waale entwickelt, die zum Transport und zur Verteilung des vorhandenen Wassers dienen. Aus höher gelegenen Tälern wurde das Wasser teils über 1000 Meter tief in den Vinschgau geleitet. Lange Bewässerungskanäle wurden gegraben und in Felsen gehauen, Rohre aus Metall und Holz (sogenannte Kandeln) dienten als Leitungen. Bereits im zwölften Jahrhundert begann diese Art der Bewässerung, auch heute werden noch einige Waale zu diesem Zweck genutzt. Vermutlich reicht die Geschichte der Waale noch weiter zurück.

Zur Wartung und Kontrolle der Waale wurde ein kleiner Weg angelegt, der sogenannte Waalweg. Äste und andere Gegenstände behinderten schnell den Fluss, nach Gewittern und starken Regenfällen kam es zu Überschwemmungen. Da die Wartung der Waale sehr aufwendig war, wurde mit Beginn in der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg ein großer Teil der Waale durch neue Rohrleitungssysteme ersetzt.

Begriffe zum Thema Waale

Wasserrecht
Das Wasser im Vinschgau und dem Burggrafenamt war früher wie heute ein kostbares Gut, deshalb haben Bauern das Wasser nur aufgrund eines Zuteilungsplans (Wasserrecht) zu bestimmten Zeiten zugewiesen bekommen. Dieser Zuteilungsplan wird im Dialekt das „Wosserradl“ (Wasserrad) genannt und konnte vorsehen, dass ein Bauer alle 8 Tage das Recht auf Wasser für 4 – 6 Stunden hatte.

Waaler
Der Waaler war dafür zuständig, den Waal nach einem Unwetter von Geäst und Steinen zu säubern, Wartungsarbeiten durchzuführen und die Schleusenpunkte zu bedienen.

Waalschelle
Damit der Waaler erkennen konnte, ob der Wasserlauf des Waals in Ordnung war, gab es an bestimmten Stellen sog. Waalschellen, ein Wasserrad mit einem Hammer, der fortlaufend gegen eine Glocke schlug. Noch funktionierende Waalschellen findet man heute am Waalweg Schenna, Waalweg Schnalstal und am Marlinger Waalweg.

Die Waalschell hell erklingt
solang das Wasser rinnt
und bleibt es einmal aus,
muss der Waaler aus dem Haus.

Waalschelle am Marlinger Waalweg.
Mit Maustasten – Video starten/stoppen bzw. Ton ein-/ausschalten.

Der Marlinger Waal wurde auf Initiative des Klosters Allerengelberg in Schnals als Gemeinschaftswerk mit der Gemeinde Marling zwischen 1737 und 1756 erbaut. Der Waal beginnt bei der Töll und endet in Oberlana. Entlang des Waalweges gibt es zahlreiche Einkehrmöglichkeiten, vom feinen Restaurant bis zum urigen Buschenschank.

Die Töll liegt verkehrsgünstig: Unweit des Bahnhofs Töll, den wir mit der Vinschgerbahn erreichen, liegt der Ausgangspunkt unserer Waalwanderung direkt neben der Schleuse des Wasserkraftwerks. Hier wird das Wasser der Etsch gestaut und in den Marlinger Waal geleitet.

Dem Wegweiser folgend geht es gleich etwas abenteuerlich los: Auf einem schmalen Pfad wandern wir an den Felswänden des Nörderbergs entlang. Noch ist der Waalkanal trocken, der Waal fließt in Rohren im Berginneren. Erst nach etwa 600 Metern schießt das Wasser aus dem Berg in den Kanal.

Nachdem wir die gut gesicherten Felswände passiert haben, eröffnet sich uns ein herrliches Panorama auf das Meraner Land. Die grüne Mittelgebirgsvegetation mit Laubwäldern, Wiesen und blühenden Obstgärten umgibt hier den Waalweg. Wir erreichen das Gebiet oberhalb von Marling, unter uns liegt Meran, der Blick reicht bis ins Passeiertal mit den schneebedeckten Gipfeln des Ifingers und des Hirzers.

Auf Höhe der Brauerei Forst erreichen wir die ersten Apfelplantagen und können uns nach der Kühle des Waldes in der Sonne aufwärmen. Doch schon bald fließt die Waal wieder im Wald, die zu bewässernden Obstgärten liegen etwas tiefer.

Erst kurz vor Tscherms, unterhalb von Schloss Lebenberg, lösen Weingärten die Apfelbäume ab und unser Weg wird immer freier und damit auch sonniger. Schloss Lebenberg, die mächtige Burganlage, können wir von allen Seiten bewundern.

Der Marlinger Waal zieht sich bis zum Eingang des Ultentales. Nun sind wir oberhalb von Lana, es geht hinunter in den Ort. Auch dieser letzte Abschnitt bietet noch einmal schöne Panoramablicke ins Etschtal, die Landschaft ist hier völlig anders als auf den ersten Wegabschnitten am Eingang des Vinschgaus.

Mit dem Dorf Lana haben wir nun das Ende unserer Wanderung erreicht. Von hier geht es mit dem Bus zurück nach Meran und zum Bahnhof Töll.

© wildnis-wandern.de
Dieter Moßbrucker
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Über Dieter Moßbrucker

Dieter ist Ehemann, Vater und Opa, Wanderer und Trekker, Computer- und WordPress-Fan – und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Seit vielen Jahren lieben wir das Wandern, Kanu- oder Fahrradfahren: am Bodensee, in Skandinavien, in den Alpen oder entlang verschiedener Flüsse. Seit Herbst 2015 gibt es diese Seite mit vielen neuen Berichten über Trekkingtouren und Wanderungen. Die früheren Berichte ab 1993 findet ihr auf der alten wildnis-wandern Seite.

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