Jura-Höhenweg Etappe 5: Hauenstein – Balsthal

Der heutige Tag fällt ein wenig aus der mittlerweile schon gewohnten Wanderroutine. Zum einen hat sich das Wetter geändert, es ist kühl, der Himmel ist bedeckt und vermutlich fängt es bald zum Regnen an. Zum anderen wandern heute zwei Freunde einen Teil der Etappe mit, sie warten schon in Hauenstein auf uns. Also, trotz leichtem Nieselregen, Anorak an und los.

Der angenehme Teil der Etappe führt kontinuierlich ansteigend auf einer alten Militärstrasse. Auf der Challhöchi erinnern alte Betonblöcke, Höckersperren, die wie Toblerone-Schokoriegel aussehen, und ein Bunker an die wehrhafte Schweiz in den beiden Weltkriegen.

Als 1914 der Krieg zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich ausbrach, schien es der Schweiz vor allem wichtig, dass die Grenze im Nordwesten und die Juraübergänge gesichert wurden. Sichtbarer Ausdruck dieser Bemühungen ist die sorgfältig angelegte Südstrasse zwischen der Challhöchi und der Belchenflue. Die damals hier eingesetzten Kompanien verewigten sich mit Wappen und Inschriften, die in Stein gehauen und bemalt sind. Man findet hier Inschriften fast aller Schweizer Kantone und dazu Angaben zu den Kompanien, welche hier Dienst taten. An den Widerstandswillen angesichts der Bedrohung durch das Hitlerreich in den 1930er und 1940er Jahren erinnern im Belchengebiet auch zahlreiche Bauten wie Panzersperren und gut getarnte Bunker. Sicher ein augenfälliges Zeichen für die Bedeutung, die man einem befestigten Jura-Wall beimass.

Den Abstecher auf die Felskanzel der Belchenflue müssen wir leider auslassen – bei gutem Wetter hat man dort eine weitreichende Fernsicht ins Mittelland und Baselbiet, aber heute ist der Gipfel komplett in den Regenwolken.

Via Gwidem- und Wuesthöchi steigen wir ab zum Weiler Bärenwil. Im Garten des dortigen Restaurants Chilchli, das einen Dachreiter mit Glocke hat und das Mitte 1800 als Kirche diente, machen wir dann eine gemütliche Mittagspause. Hier verabschieden sich auch unsere Freunde.

Wir aber wandern weiter bei stetig besser werdendem Wetter. Wenig später befinden wir uns wieder auf einem Pfad und der Waldlichtung Stelli. Hier öffnet sich der Weitblick ins Mittelland. Herrlich ist danach der Weg über die Weiden der Schlosshöchi. Nun erwartet uns der letzte, schweisstreibende Abschnitt: der Aufstieg zum Roggenschnarz über hunderte Treppenschritte, die uns Höhenmeter um Höhenmeter in die Höhe bringen.

Es folgt ein längeres Stück durch Jura-Buchenwald im leichten Auf und Ab, durch reine, oft hallenartige Buchenbestände. Bei der Roggenflue wartet auf uns dann eine Sicht über das ganze Mittelland und zu den höchsten Gipfeln im Schweizer Jura: Chasseron und Mont Tendre sind im Dunst zu sehen.

Steil ist der folgende Abstieg nach Balsthal. Richtung Norden zeigt sich die Burguine Neu Falkenstein an der Klus zu Mümliswil, erbaut in der ersten Hälfte des 12. Jh. Vorbei an der alten, unübersehbaren Papierfabrik endet die Etappe schließlich am Bahnhof Balsthal.

Zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren

Dieter Moßbrucker
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Über Dieter Moßbrucker

Dieter ist Ehemann, Vater und Opa, Wanderer und Trekker, Computer- und WordPress-Fan – und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Seit vielen Jahren lieben wir das Wandern, Kanu- oder Fahrradfahren: am Bodensee, in Skandinavien, in den Alpen oder entlang verschiedener Flüsse. Seit Herbst 2015 gibt es diese Seite mit vielen neuen Berichten über Trekkingtouren und Wanderungen. Die früheren Berichte ab 1993 findet ihr auf der alten wildnis-wandern Seite.

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