El Hierro: Eindrucksvolle Kurzwanderung am Ende der Welt beim Faro de Orchilla zum ehemaligen Nullmeridian.
Die Halbinsel Punta de la Orchilla ist der westlichste Punkt der Kanarischen Insel El Hierro und damit auch der westlichste Punkt Spaniens. In der Antike befand sich hier der westlichste Punkt und damit das Ende der bekannten Welt. Hier verlief auch der Nullmeridian, bis er 1884 nach Greenwich verlegt wurde. Heute ist es eine karge Vulkanlandschaft mit dem Nullmeridian-Denkmal, dem Leuchtturm Faro de Orchilla und der Badebucht Muelle de Orchilla. Hier unternehmen wir eine kurze Wanderung zum Monumento al Meridiano und können uns damit rühmen, am westlichsten Punkt der in der Antike bekannten Welt gestanden zu haben, am Ende der alten Welt, kurz vor dem Absturz von der Erdscheibe.
Tour-Datum | 26. Februar 2023 |
Region | El Hierro, westliches Ende der Insel |
Ausgangspunkt | Parkbucht am Rand der Straße HI-503 kurz vor dem Faro de Orchilla |
Anforderungen | leichte Wanderung auf Piste oder Pfad |
Distanz | 1,4 km (einfacher Weg) |
Gehzeit | 0,5 Stunde (einfacher Weg) |
Höhenunterschied | 100 m abwärts (einfacher Weg) |
Einkehr | — |
GPX-Datei |
Die Anfahrt zur Punta de Orchilla ist lang und führt über eine schmale Straße. Zuerst hatten wir befürchtet, dass wir gegen Ende auf einer Piste fahren müssten, aber inzwischen ist die Straße bis zur Muelle de Orchilla durchgehend asphaltiert. Nur das Stück hinunter zum Nullmeridian ist eine Sandpiste, die nur für 4×4 zugelassen ist. An der Abzweigung dieser Piste finden wir eine größere Parkbucht und machen uns auf den Abstieg zum Nullmeridian-Denkmal.
Der Abstieg über Piste und Pfad ist, abgesehen von den herrlichen Ausblicken und der beeindruckenden Lavalandschaft, nicht unbedingt ein Highlight: heiß und staubig. Dafür erwartet uns ein besonderes Ziel: das ehemalige Ende der Welt. Ein schlichter Steinquader mit einer stilisierten Erdhälfte symbolisiert den ehemaligen Nullmeridian.
Lange genießen wir das Gefühl, hier an diesem besonderen Ort zu sein. Dann besuchen wir noch den Leuchtturm Faro de Orchilla und die Muelle de Orchilla. An der Anlegestelle könnten wir im Meer baden, aber leider ist es zu stürmisch.
Über den Nullmeridian
Dass der Nullmeridian durch die Sternwarte von Greenwich verläuft, erscheint uns heute selbstverständlich, dabei ist der Verlauf durch Greenwich eine rein willkürliche Festlegung. Erst 1884 wurde dieser Nullmeridian auf einer internationalen Konferenz festgelegt.
Der griechische Astronom Hipparchos von Nikaia (190-120 v. Chr.) war vermutlich der erste, der die damals bekannte Welt nach Längen- und Breitengraden einteilte. Er legte den Nullmeridian durch seinen Beobachtungsort, die Insel Rhodos.
Um 100 n. Chr. legte Marinos von Tyros die insulae fortunatae („Die glückseligen Inseln“, Kanarische Inseln), das westliche Ende der damals bekannten Welt, als Bezugspunkt fest. Durchgesetzt hat sich diese Festlegung jedoch erst durch die Übernahme durch den bedeutenden Astronomen Claudius Ptolemäus im Jahre 150 n. Chr.. Die westlichste und kleinste der Kanarischen Inseln war Ferro (spanisch: El Hierro), weshalb dieser Nullmeridian auch Ferro-Meridian genannt wird. Der Nullmeridian der Kanaren blieb auch bestehen, als 1432 die Azoren entdeckt wurden und sich die Welt damit ein Stück weiter nach Westen verschob. Daran änderte auch die Erweiterung der bekannten Welt um Amerika nichts. Mercator schlug den Längengrad über die westlichste Azoreninsel Corvo als Anfangsmeridian vor – es blieb bei Ferro oder El Hierro.
Im April 1634 trafen sich Gelehrte aller seefahrenden Nationen in Paris. Dieser Kongress empfahl erneut, den Nullmeridian durch die Insel Ferro zu legen. Der französische König Ludwig XIII. erklärte diese Empfehlung für alle Kartographen für verbindlich. Diese Einteilung, nach der die gesamte „neue“ Welt im Westen und die „alte“ Welt im Osten lag, galt bis 1884.
Auf der Internationalen Meridian-Konferenz in Washington, D.C., an der Vertreter von 25 Nationen teilnahmen, wurde am 13. Oktober 1884 der durch Greenwich verlaufende Meridian als Grundlage des internationalen Koordinatensystems festgelegt. Ausschlaggebend für seine Wahl war seine Verwendung auf den meisten damals modernen Seekarten. England und die gesamte Schifffahrt übernahmen den neuen Nullmeridian sofort, Deutschland 1885 und Frankreich um die Jahrhundertwende.
Insgesamt ist die Insel El Hierro seit mehr als 1700 Jahren Trägerin des Nullmeridians und trägt daher zu Recht den stolzen Namen Isla del Meridiano. Hier startete Kolumbus 1493 seine zweite Reise über den „großen Teich“ und sah Kap Orchilla als letztes europäisches Land im Meer versinken.
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