Wanderung im Kanton Thurgau vom kleinen Waldbahnhof Erdmannlistein zu den erratischen Felsblöcken Erdmannlistein und Bettlerstein und weiter nach Bremgarten an der Reuss.
Das beschauliche mittelalterliche Städtchen Bremgarten liegt auf einer Halbinsel in einer markanten Flussschleife der Reuss. Einst formte und prägte der Reussgletscher die Landschaft der heutigen Kantone Schwyz, Luzern, Zug, Zürich und Aargau nachhaltig. Moränenzüge, Drumlins, Schotterebenen, Grundmoränenschichten und Moore sowie ehemalige Gletscherrandseen sind Zeugen des Gletschers und bedeutende Naturdenkmäler. Einzelne, vom Reussgletscher transportierte grosse Findlinge wie der Erdmannlistein und der Bettlerstein bei Bremgarten sind als markante Naturobjekte erhalten geblieben. Auf einer leichten und eher kurzen Wanderung vom Waldbahnhof Erdmannlistein nach Bremgarten lassen sich diese faszinierenden Spuren der Eiszeit entdecken.
Tour-Datum | 13. Juni 2023 |
Region | Schweiz, Kanton Aargau, Freiamt |
Ausgangspunkt Endpunkt |
Waldbahnhod Erdmannlistein Bahnhof Bremgarten |
Anforderungen | einfache Wanderung auf guten Wegen im Wald bei den Steinen gibt es viele Wege und Wegkreuzungen, hier ist die Orientierung ein wenig schwierig |
Distanz | 5,6 km |
Gehzeit | 2 – 3 Stunden |
Höhenunterschied | 40 m aufwärts, 120 m abwärts |
Einkehr | Bremgarten |
GPX-Datei |
Der Waldbahnhof Erdmannlistein ist nur mit der Bahn, dem Fahrrad oder zu Fuss erreichbar. Er wird von der S17 alle 30 Minuten ab Wohlen oder ab Dietikon (via Bremgarte) bedient. Der kleine Bahnhof mitten im Wald verdankt seinen Namen der nur wenige hundert Meter entfernten Felsgruppe Erdmannlistein.
Vom Bahnhof wandere ich auf dem Freiämterweg zunächst zum Cholmoos, einer markanten Moränenmulde. Das Cholmoos war früher ein Torfstich und ist heute ein kleiner Waldweiher mit vielen Seerosen.
Das nächste Wanderziel ist der Bettlerstein. Auf einem kleinen bewaldeten Moränenhügel steht eine große Granitplatte, die schräg in den Erdboden eingegraben ist. Der Abstand zum Boden beträgt an der höchsten Stelle etwa drei Meter. In entgegengesetzter Richtung liegt ein zweiter, kleinerer Stein, der ebenfalls schräg steht. Die Granitblöcke wurden einst vom Reussgletscher hier abgelagert. Der Name soll daher rühren, dass früher Bettler, Ausgestoßene und Fahrende unter dem vorspringenden Steindach lagerten und Schutz suchten.
Durch den Wald gehe ich weiter und gelange zum Torbemoos, einem weiteren kleinen Waldweiher. Dieser ist jedoch völlig zugewachsen, ich kann kaum etwas vom Wasser sehen. So gehe ich den Weg zurück und gelange zu den Erdmannlisteinen. Bei dieser Findlingsgruppe handelt es sich um erratische Blöcke aus Granit, die ebenfalls vom Reussgletscher hierher transportiert wurden. Heute liegen sie auf einem Moränenwall. Die Felsformation besteht aus zwei etwa fünf Meter hohen Blöcken, auf denen ein dritter, größerer Block liegt. Vermutlich sind die Felsblöcke durch ihr Eigengewicht (ca. 60 Tonnen) teilweise in den Waldboden eingesunken.
Erratischer Block
Als erratischer Block, Erratikum, deutsch Irrblock (von lateinisch errare‚ [umher]irren), werden in den Geowissenschaften Gesteinsblöcke bezeichnet, die aufgrund seltener geophysikalischer Prozesse oder menschlicher Eingriffe nicht dort liegen, wo man sie erwarten würde. Man spricht auch von ortsfremdem Gestein (Fremdling). © Wikipedia
Die Sage vom Erdmannlistein
Unter dem Erdmannlistein soll sich der Eingang zu einer Höhle befunden haben. Dort lebten die zutraulichen «Erdmannli» (Erdmännchen), den Heinzelmännchen ähnliche Wesen. Sie führten Tänze und Sprünge auf und wurden dafür von den Menschen mit Gemüse belohnt. Als zwei junge Burschen Steine in die Höhle warfen, verschwanden die Erdmannli auf Nimmerwiedersehen. Unter den Kindern kursiert die Sage, dass die Erdmannli wieder auftauchen, wenn es jemandem gelingt, siebenmal mit angehaltenem Atem um den Erdmannlistein zu laufen (was unmöglich ist). © Wikipedia
Auf dem Freiämterweg wandere ich weiter und gelange zum Forsthaus Bremgarten, einer großen, heute geschlossenen Holzhütte mitten im Wald. Immer wieder treffe ich auf kleine Moränenwälle und Findlinge.
Schliesslich verlässt der Weg den Wald und ich erreiche die Bahnlinie Bremgarten-Erdmannlistein-Wohlen. Hier steht ein Gedenkstein zur Studenschlacht, die hier am 26. Mai 1712 tobte. Die Schlacht war eine militärische Auseinandersetzung zwischen reformierten und katholischen Orten der Eidgenossenschaft während des Zweiten Villmergerkrieges. Reformierte Berner Truppen gerieten in einen Hinterhalt der katholischen Innerschweizer. Aus dem zweistündigen Gefecht ging Bern als Sieger hervor.
Der Weg führt mich entlang der Bahnlinie nach Bremgarten und schliesslich über Treppen steil hinunter an das Ufer der Reuss. Über die autofreie Holzbrücke gelange ich in die Altstadt von Bremgarten und durch den Spittelturm zum Bahnhof Bremgarten.
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