Wutachschlucht

Von der Wutachmühle durch die Wutachschlucht zur Schattenmühle

wutachschlucht_015Der größte Canyon in Deutschland – die Wutachschlucht ist ein abenteuerliches Wildflusstal im Hochschwarzwald. Die Wutach und ihre Nebenflüsse bilden eine überwältigende Urlandschaft mit romantischen Schluchten und urwüchsigen Wäldern, ein unvergessliches Erlebnis für jeden Wanderer. In dem einzigartigen Naturschutzgebiet trifft man auf hochaufragende Felsen, rauschende Wasserfälle und über 500 Schmetterlingsarten. Unsere heutige Wanderung führt uns durch die Wutachschlucht von der Wutachmühle zur Schattenmühle; dieser Wanderweg ist ein Teil des Schluchtensteig, der auf 118 Kilometern quer durch den Südschwarzwald verläuft.


Tour-Datum 30. April 2016
Region Deutschland, Südschwarzwald
Ausgangspunkt Wutachmühle
Endpunkt Schattenmühle
Schwierigkeit leichte Wanderung, an manchen Stellen ist Trittsicherheit notwendig
Zeitbedarf 4 – 5 Stunden
Distanz 13,5 km
Aufstieg 400 m
Abstieg 200 m
Strecke Wutachmühle – Kanadiersteg/Gauchachmündung – Rümmelesteg – Schurhammerhütte – Bad Boll – Burg Boll – Brücke Dietfurt – Schattenmühle
Verpflegung Kiosk bei der Wutachmühle; Schattenmühle
Bemerkungen Der Wanderbus Wutachschlucht fährt in den Sommermonaten an allen Samstagen, Sonn- und Feiertagen. Er verbindet den westlichen Einstieg in die Schlucht (Schattenmühle) mit dem östlichen Einstieg (Wutachmühle) und verkehrt auf dieser Strecke im Stundentakt.
Bei der Schurhammerhütte gibt es einen schönen Grillplatz.
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Wutachschlucht

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Am Morgen fahren wir mit dem Auto zur Schattenmühle, dem eigentlichen Ziel unserer Wanderung, und stellen das Auto auf dem Parkplatz ab. Von hier nutzen wir den Wanderbus, der uns ans untere, östliche Ende der Schlucht bringt. Angekommen bei der Wutachmühle nehmen wir den Eingang zur Wutachschlucht, der direkt durch das Sägewerk hindurch führt. Schilder stellen klar: hier geht es tatsächlich hindurch – und das am besten recht flink, da auf dem Holzplatz der Werks mehrere Wassersprenkler laufen. Wenige Meter weiter erreichen wir die Schlucht. Allmählich bleibt der Straßenlärm hinter uns zurück und macht dem Plätschern des Wassers und dem Gesang der Vögel Platz. Dann haben wir den Wald erreicht, gehen über eine kleine Anhöhe und erreichen nach etwa zehn Minuten Gehzeit den Kanadiersteg und die Gauchachmündung.

 

 

Nach der Mündung der Gauchach kommen wir in die richtige Schlucht, steil ragen die Felsen zu unserer Linken in den Himmel. Der Boden ist hier an einigen Stellen leicht schmierig. An den Engstellen sichern aber an dem Fels befestigte Drahtseile den Wanderer, so dass sich diese Stellen mühelos meistern lassen. Eine gute halbe Stunde nach der Gauchachmündung erreichen wir den Felsaustritt der Wutach. Hier handelt es sich um Wasser, welches bei der Wutachversickerung flussaufwärts in den karstigen Untergrund gelangte, bevor es sich durch Röhren und Höhlen seinen Weg suchte, bis es hier schließlich bei den reichlich schüttenden Quellspalten wieder ins Flussbett strömt. Auf dem nun folgenden Abschnitt bis zum Rümmelesteg kann man oft auf einen trocken gefallenen Bereich der Wutach zu stoßen. Aber heute ist die Schneeschmelze vom Feldberg noch in vollem Gange, so treten nur mehrere Kiesbänke an die Oberfläche, die »Restwutach« zwängt sich teils eng an das gegenüberliegende Felsmassiv.

 

Dann weitet sich die Wutachschlucht, wir kommen in einen Abschnitt, der von breiten Feucht- und Frischwiesen sowie Hochstaudenfluren charakterisiert wird. An vielen Stellen bildet die Pestwurz dichte Bestände, die kaum eine andere Pflanze ans Licht lassen. Aber auch Nelken-Wurz, Türkenbund, Blasen- und Streifenfarn und Silberblatt sind in der Schlucht zu finden. Bisher haben die Botaniker in der Schlucht rund 2.800 Pflanzenarten entdeckt. Bald erreichen wir die Schurhammerhütte, ein Rast- und Grillplatz mit großer Wiese direkt an der Wutach.

 

Nach der Schurhammerhütte verlässt der Wanderweg den Fluss und steigt hoch in die Felsen. Nun folgt eine etwas schwierige Passage. Der Ausblick über das Flussbett aber entschädigt für alles, wie auch der Blick nach oben zu den Felsen, die durch ihren Bewuchs mit Flechten und Moosen in verschiedenen Farben erstrahlen.

 

Wieder unten am Flussufer, führt der Wanderweg in den ehemaligen englischen Kurort Bad Boll. Das mag einen zwar etwas wundern, aber angelockt vom Forellenreichtum waren tatsächlich die Briten die ersten fremden Besucher in der Wutachschlucht. Mehr noch, von der Landschaft waren sie derart überwältigt, dass der Londoner »Fishing Club« das Kurbad im Jahr 1894 übernommen hatte. Die Engländer waren es auch, die weite Teile der Schlucht durch Holzstege und schmale Pfade durch die Felsen für den Naturliebhaber erschlossen haben. Die Spannungen vor dem Ersten Weltkrieg waren es schließlich, die die englischen Fliegenfischer fern hielt und damit den allmählichen Niedergang des Kurbads besiegelte. Von 1918 bis 1960 betrieb eine Krankenkasse das Bad, dann wechselte es zur Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime und wurde zuletzt bis 1977 als Klinik und später als Stützpunkt für Wanderer betrieben. 1975 brannte das Hauptgebäude nieder, bevor weitere Gebäude abgetragen wurden. So sind heute nur noch ein paar wenige Steine von Bad Boll sowie eine kleine, mittlerweile aber auch halb verfallene Kapelle übrig geblieben, welche von den Sträuchern und Bäumen zum Teil überwuchert sind. Ein kleiner Rastplatz ist damit alles, was dem müden Wanderer für eine Verschnaufpause inmitten einer Wiese mit blühenden Wiesen-Storchschnabel und Butterblumen bleibt.

 

Ein paar Meter weiter führt ein Pfad hinauf zur 600 Meter entfernten Ruine Burg Boll. Von der Burg ist jedoch nur noch eine dicke Mauer mit mehreren Löchern erhalten. Zurück von den spärlichen Überresten der Burg, überqueren wir die Wutach über die Dietfurt-Brücke.

 

 

Nun geht es bergauf, diesmal zu ein paar unterhöhlten Felsen, die mit Moos komplett überwachsen sind. Ein Wasserspeicher, der seinesgleichen sucht. Denn oberhalb saugt das Moos einen kleinen Bach förmlich auf, um das überschüssige Wasser anschließend in einer Art Dusche wieder frei zu geben. Nicht nur für uns eine willkommene Erfrischung.

 

 

Danach geht es über wieder schmalere, teils von kleinen Bächen überspülte Pfade zu den Ruinen von Ober-Dietfurt. Dort standen einst das Gasthaus zur Krone, eine Säge- und Gipsmühle sowie eine hochgestellte Brücke, die bis 1873 einzige Fahrverbindung über die Wutach zwischen dem Bonndorfer und Löffinger Gebiet. Die Brücke zerfiel, nachdem die Brücken bei der Schattenmühle und der Wutachmühle errichtet wurden.

 

DIGITAL CAMERAEndlich erreichen wir die Schattenmühle. Hier beenden wir unsere Wanderung mit einem kleinen Umtrunk.

Schattenmühle

Schattenmühle

 

 

Zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr

Dieter Moßbrucker
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Über Dieter Moßbrucker

Dieter ist Ehemann, Vater und Opa, Wanderer und Trekker, Computer- und WordPress-Fan – und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Seit vielen Jahren lieben wir das Wandern, Kanu- oder Fahrradfahren: am Bodensee, in Skandinavien, in den Alpen oder entlang verschiedener Flüsse. Seit Herbst 2015 gibt es diese Seite mit vielen neuen Berichten über Trekkingtouren und Wanderungen. Die früheren Berichte ab 1993 findet ihr auf der alten wildnis-wandern Seite.

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