

Rallarvegen – Radtour auf dem ehemaligen Versorgungsweg der Bergensbane von Finse, mit 1.222 Metern der höchstgelegene Bahnhof Nordeuropas, nach Haugastøl.

Die Bergensbane, die legendäre norwegische Bahnlinie zwischen der Hauptstadt Oslo und Bergen, der zweitgrößten norwegischen Stadt, gilt nicht nur als eine der höchstgelegenen Hauptbahnen Europas, sondern auch als eine der schönsten Strecken des Nordens. Ihr Weg über die Hardangervidda, die größte Hochebene des Kontinents, war einst ein kühnes Unterfangen. Bevor überhaupt Schienen verlegt werden konnten, musste ein Versorgungsweg für Menschen und Material geschaffen werden: der Rallarvegen. Dieser von Bahnarbeitern angelegte Weg schlängelt sich noch heute unbefestigt über das karge Hochplateau, inzwischen als Teil der Nationalen Fahrradroute 4. Er gilt als einer der schönsten, aber auch anspruchsvollsten Radwege Norwegens – voller Geschichte, Natur und Abenteuer.
Schon zweimal waren wir in Finse wandern, genau dort, wo die Bahn ihren Scheitelpunkt hat und mitten durch diese raue Weite führt. Jedes Mal stand ich staunend in der Landschaft und dachte: Eines Tages werde ich diesen Weg mit dem Rad fahren. Nun ist endlich der Moment gekommen, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen – und das Abenteuer beginnt.
Tour-Datum | 2025-08-27 |
Region | Provinz Vestland, Hardangervidda |
Ausgangspunkt | Parkplatz beim Bahnhof Haugastøl mit dem Zug nach Finse |
Anforderungen | mittelschwere Radtour auf breitem, leicht rauhen Schotterweg |
Distanz | 28 km |
Höhenunterschied | 260 m abwärts |
GPX-Datei |
Leider kann ich mir den Tag für die Radtour nicht aussuchen, da ich auf dem Weg zum Padjelanta-Nationalpark in Schweden bin. So stehe ich in Haugastøl am Bahnhof und fluche leise vor mich hin: Regen, Nebel und kalter Wind peitschen mir ins Gesicht. Mein Plan war, von hier mit dem Rad zum Bahnhof Finse zu fahren, dort eine gemütliche Pause einzulegen und dann in aller Ruhe zurück nach Haugastøl, und dabei die einmalige Landschaft der Hardangervidda zu genießen. Während Haugastøl an der Reichsstraße 7 auf etwa 1.000 Metern über dem Meeresspiegel liegt, erreicht der Rallarvegen in Finse auf 1.222 Metern den höchstgelegenen Bahnhof Nordeuropas. Doch bei diesem Wetter scheint jede gemütliche Radtour unmöglich.
Aber der Rallarvegen lässt sich nicht aufhalten, ich will ihn heute unbedingt fahren. Also muss ein neuer Plan her: Ich nehme den Zug von Haugastøl nach Finse und fahre den Rallarvegen zurück. Regen, Nebel und Wind werden mich begleiten, doch gerade das macht das Abenteuer noch reizvoller – ein Stück Wildnis, Geschichte und Natur pur, das nur darauf wartet, erobert zu werden.
Der Zug ist voll, langsam zieht die Landschaft draußen an mir vorbei. Nebelschwaden hängen über der weiten Hochebene, vereinzelte Felsen ragen aus dem kargen, moosgrünen Boden. Immer wieder blitzt der Rallarvegen neben der Bahntrasse auf, schmal, unbefestigt, einladend und zugleich herausfordernd. Je näher wir Finse kommen, desto stärker spüre ich das Kribbeln der Vorfreude in den Beinen: Gleich steige ich aus, schwinge mich auf mein Rad und tauche ein in diese urwüchsige Landschaft.
In Finse steige ich aus dem Zug, schnappe mir das Rad und rolle die ersten Meter auf dem Schotterweg. Nur sehr wenige Radfahrer sind heute unterwegs. Der Wind beißt in die Wangen, der Regen hat kleine Pfützen auf dem Weg hinterlassen, und das leise Prasseln der Tropfen mischt sich mit dem Knirschen der Reifen auf dem Kies. Jede Kurve, jeder kleine Anstieg eröffnet neue Perspektiven auf die weite Hochebene, ein Wechselspiel aus kargem Grün, grauen Felsen und tiefhängendem Nebel. Es ist anstrengend, aber genau das macht den Reiz aus: Ich fühle mich mittendrin in der Natur, umgeben von Geschichte, vom Rallarvegen selbst, der seit über hundert Jahren Bahnarbeiter, Wanderer und nun auch Radfahrer über die Hardangervidda trägt.

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