Gemütlicher Spaziergang im Hegau durch das Krebsbachtal zur Tudoburg
Hegau – ein eigenwillig geformter Flecken Erde. Vulkane brachen vor Jahrmillionen im südlichsten Zipfel Badens, zwischen Bodensee, Hochrhein und dem Schweizer Kanton Schaffhausen aus. Die mehrere hundert Meter hohen erstarrten Vulkanschlote aus Phonolyth bzw. Basalt haben dem Hegau ein unverwechselbares Gepräge gegeben. Hier, zwischen den steilen Vulkangipfeln von Hohentwiel, Staufen, Hohenkrähen, Hohenhewen, Wartenberg, Höwenegg, Hohenstoffeln oder Mägdeberg liegt „des Herrgotts Kegelspiel”, wie der Heimatdichter Ludwig Finckh treffend formulierte. Viele dieser kühnen Gipfel schmücken bzw. schmückten Burgen. Weniger bekannt ist die Tudoburg.
Die Ruine der Tudoburg befindet sich ziemlich versteckt in einem von tiefen Tälern zerfurchten Waldstück zwischen Honstetten und Eigeltingen im Hegau. Von der einstigen Burg sind noch beeindruckende Reste der Mauer des Palas erhalten, die erstaunlich große, flache Vorburg, die heute noch von einem Wall umschlossen ist, lässt sich gut erahnen. An einer Informationstafel, die der Rotary Club Singen 1990 anbringen ließ, wird die vermutete Geschichte der Tudoburg kurz umrissen.
Tour-Datum | 30. April 2017 |
Region | Deutschland, Baden-Württemberg, Hegau |
Ausgangspunkt | Parkplatz bei der Lochmühle/Eigeltingen |
Endpunkt | Lochmühle |
Schwierigkeit | leichte Wanderung |
Zeitbedarf | 2 – 3 Stunden |
Distanz | 7 km |
Aufstieg | 150 m |
Abstieg | 150 m |
Strecke | Lochmühle (500 m) – Tudoburg (616 m) – Lochmühle (500 m) |
Verpflegung | Lochmühle |
Bemerkungen | — |
GPX-Datei |
Unser Sonntag-Nachmittag-Spaziergang beginnt an der Lochmühle bei Eigeltingen. Die umgebaute Mühle im Krebsbachtal beherbergt heute einen Erlebnisbauernhof mit vielen freilaufenden Tieren, einen großen Spielplatz und Fahrgeräte für kleine und große Kinder – hier dürfen auch Väter endlich Traktor fahren. Ponyreiten und Kutschfahrten sind im Angebot, außerdem eine Seilrutschbahn über den Steinbruch. Im Außenbereich der Gastronomie überwacht ein Papagei die Gäste und Hühner kümmern sich um Krümel auf dem Boden. Der Eintritt zur Lochmühle ist frei, Fahrspaß kostet – und an einem schönen Sonntag ist der Rummel riesig.
Wir wollen eigentlich einen gemütlichen und ruhigen Spaziergang, also schnell durch die große Anlage – und tatsächlich: auf dem Weg in das Krebsbachtal sind wir fast alleine. Ein breiter und ebener Weg führt in das langsam enger werdende Tal.
Die Wanderung entlang des wildromantischen Bachlaufs mit beidseits steil aufragenden Felshalden ist ein Genuss. Kreuz und quer liegende Bäume vermitteln Urwaldcharakter.
Der Weg zur Tudoburg verlässt das Krebsbachtal und steigt durch den Wald an. Die romantisch verfallene Burg erreichen wir schließlich über einen großen, ebenen Vorplatz mit Rastbänken und Grillstelle und durch einen tiefen Burggraben. Eindrucksvoll steht noch ein großes Mauerreststück des Palas auf einem steil abfallenden Bergsporn mitten im Wald.
Die erstaunlich große, flache Vorburg, die von einem heute noch sichtbaren Wall umschlossen wird, legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um einen schon in vor- oder frühgeschichtlicher Zeit genutzten Siedlungsplatz handeln könnte. Es gibt die überlieferte Geschichte, dass sich innerhalb der Vorburg eine kleine geschützte Judensiedlung befunden haben soll. Diese soll dann im Jahre 1348 in einer blutigen Schlacht zerstört worden sein. Interessanterweise trägt das Gelände der Vorburg noch heute den Namen „Blutacker“. Diese Geschichte könnte einen wahren Hintergrund haben, da es im Mittelalter durchaus vorgekommen ist, das Adelige, natürlich gegen entsprechende Bezahlung, Juden Schutz und Zuflucht vor Verfolgung gewährten.
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