Vennbahn-Radweg – Bütgenbach – Troisvierges

Auf dem Vennbahn-Radweg, einem der längsten Bahntrassen-Radwege Europas, von Belgien nach Luxemburg.

Der Vennbahn-Radweg ist ein grenzüberschreitender Radfernweg zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg. Er verläuft auf der Trasse der ehemaligen preußischen Vennbahn, die seit 2002 stillgelegt und abgebaut ist. Von Aachen aus geht es über Ostbelgien, durch den Naturpark Hohes Venn-Eifel und die Ardennen bis nach Troisvierges. Auf 125 Kilometern erlebt man faszinierende Landschaften, Grenzflair und jede Menge Geschichten.
Wir waren an zwei Tagen auf diesem spannenden Radweg unterwegs: am ersten Tag von Bütgenbach (B) nach Troisvierges (L), am zweiten von Bütgenbach (B) nach Aachen (D). Hier folgt der Bericht über die Etappe von Belgien nach Luxemburg.

Tour-Datum 30.04.2024
Region Belgien, Luxemburg, Vennbahn
Ausgangspunkt Bütgenbach
Anforderungen Radtour auf stillgelegter Bahnstrecke, autofrei und asphaltiert
Distanz 59,5 km
Höhenmeter 410 m Anstieg, 550 m Abstieg
Fahrtzeit 3,5 Stunden (ohne Pause)
GPX-Datei

Über die Vennbahn

1882 beschloss Kaiser Wilhelm I. den Bau einer Eisenbahnlinie vom Stahlwerk Aachen-Rothe Erde bis in die Eifel nach Prüm. Als Zwischenstationen waren Monschau und St. Vith vorgesehen. Außerdem sollten die Städte Stolberg, Eupen und Malmedy an die Vennbahn angeschlossen werden. Nachdem 1886 der Abschnitt von Rothe Erde bis Prüm fertiggestellt war, folgte die Verlängerung von St. Vith bis ins luxemburgische Troisvierges.

Die ursprünglich für den Transport von Eisenerz, Kohle und Stahl gebaute Bahn wechselte nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund neuer Grenzziehungen mehrfach von deutschem auf belgisches Gebiet und umgekehrt. Da Belgien durchsetzen konnte, dass die Bahntrasse belgisches Staatsgebiet ist, entstanden deutsche Exklaven. Die durchgehende Bahnlinie trennte die deutschen Gebiete vollständig vom übrigen Staatsgebiet ab.

1989 wurde die Bahnstrecke stillgelegt. Die Gleise wurden größtenteils entfernt und auf dem Bahndamm wurde der Vennbahn-Radweg gebaut. So entstand mit dem Vennbahnradweg von Aachen nach Troisvierges der längste grenzüberschreitende, zusammenhängende Rad- und Wanderweg Europas auf stillgelegten Bahntrassen. Auch wenn die Gleise größtenteils abgebaut sind, gehört die Trasse von Raeren bis Luxemburg heute weiterhin zu Belgien.

Die Geschichte von Hemmeres

Hemmeres ist ein Ortsteil von Winterspelt im rheinland-pfälzischen Eifelkreis Bitburg-Prüm. Der kleine Ort mit wenigen Häusern liegt direkt an der Our.

Die Our wurde 1920 mit der Abtretung einiger Eifelgebiete an Belgien durch den Versailler Vertrag zur Staatsgrenze zwischen Deutschland und Belgien. Im Bereich Hemmeres verlief die Vennbahn auf einer Länge von 1134 m auf der Ostseite der Our. Da aber auch die Trasse der Vennbahn belgisches Staatsgebiet wurde, bildete der zwischen Bahntrasse und Our gelegene Teil des Ortes ab 1920 eine deutsche Exklave. 1949 kam dieses Gebiet als sogenanntes belgisches Annexionsgebiet unter belgische Verwaltung, 1958 wurde es wieder Deutschland zurückgegliedert. Mit der Rückgliederung des Ortes an Deutschland fiel auch die Bahnstrecke im Bereich Hemmeres an die Bundesrepublik zurück und war keine Exklave mehr.

Über das belgische RAVeL-Netz

In Belgien ist der Vennbahn-Radweg Teil des RAVeL-Netzes. RAVeL ist die Abkürzung für Réseau Autonome de Voies Lentes, also unabhängiges Netz langsamer Wege. Diese Bezeichnung steht für ein Programm der Wallonischen Region Belgiens, Treidelwege, stillgelegte Bahntrassen und andere autofreie Wege als Wander-, Reit- und Radverkehrsnetz nutzbar zu machen. Diese Routen für die langsame Fortbewegung sind für Fußgänger, Radfahrer, Skater, Rollstuhlfahrer und Reiter zugänglich. Die maximale Steigung beträgt zwei Prozent. Damit die verschiedenen Nutzergruppen sich nicht gegenseitig beeinträchtigen, weisen Symbole an den einzelnen Streckenabschnitten darauf hin, welche Verkehrsarten jeweils zugelassen sind.

Über den Vennbahn-Radweg von Bütgenbach nach Troisvierges

Von Bütgenbach geht es ein kurzes Stück auf der Trasse der Vennquerbahn über das markante Natursteinviadukt zum Vennbahnradweg südlich von Weywertz.

Bis Weismes verlaufen beide Wege auf der gleichen Trasse, dann zweigt der Vennquerbahn-Radweg nach Malmedy ab. Der Vennbahnradweg führt dann leicht wellig durch die weite Landschaft nach St.Vith.

Die Vennbahn-Route führt nun hinunter in die Täler von Wiesenbach, Braunlauf und Our. In der Nähe des ehemaligen Bahnhofs Lommersweiler geht es durch einen beleuchteten Tunnel. Und schon ist Kilometer 100 erreicht. Es folgt ein sanfter, aber stetiger Anstieg der Bahntrasse, vorbei an Burg-Reuland und entlang des Ulfbachs.

Nach dem Bahnhof Lengeler folgt der Radweg nicht mehr der ehemaligen Bahntrasse, da der Lengeler- bzw. Huldinger-Tunnel aus Naturschutzgründen nicht befahrbar ist. 13 verschiedene Fledermausarten leben und überwintern teilweise hier. Auf beiden Seiten des 790 m langen Tunnels wurde ein Fledermaus-Erlebnispfad mit jeweils identischen Stationen eingerichtet. Der Tunnel selbst ist beidseitig gesperrt.

Die Umfahrung führt auf einer autofreien Asphaltstraße relativ steil bergauf. Mit dem Passieren der Grenze zu Luxemburg ist der Anstieg fast geschafft. Nur noch ein kurzes Stück und der Radweg erreicht den höchsten Punkt Luxemburgs, den Hügel Kneiff (560 m).

Die anschließende Abfahrt bietet schöne Fernsichten, bevor in Troisvierges das Ende der ehemaligen Vennbahn erreicht wird.

© wildnis-wandern.de
Dieter Moßbrucker

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Über Dieter Moßbrucker

Dieter ist Ehemann, Vater und Opa, Wanderer und Trekker, Computer- und WordPress-Fan – und versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Seit vielen Jahren lieben wir das Wandern, Kanu- oder Fahrradfahren: am Bodensee, in Skandinavien, in den Alpen oder entlang verschiedener Flüsse. Seit Herbst 2015 gibt es diese Seite mit vielen neuen Berichten über Trekkingtouren und Wanderungen. Die früheren Berichte ab 1993 findet ihr auf der alten wildnis-wandern Seite.

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