Wer in Skandinavien wandert, muss sich Allemansrätten

"Freiheit in der Verantwortung" - so könnte man das Motto des über Jahrhunderte gewachsenen Allemansrätten, zu deutsch Jedermannsrecht, umschreiben. Es ist ein ungeschriebenes Gewohnheitsrecht, das die Rechte und Pflichten des Menschen in der Natur regelt..

Das Allemansrätten erlaubt:

  • im Gelände zu wandern, außer auf Grundstücken und Anpflanzungen;
  • auf Flüssen und Seen mit dem Boot zu fahren, sofern es sich nicht um ein Privatgewässer handelt;
  • wildwachsende Beeren und Pilze zum Verzehr zu pflücken;
  • mit herumliegendem Holz Feuer zu machen, sofern keine Waldbrandgefahr besteht und nichts zerstört wird;
  • für eine Nacht in ausreichender Entfernung zum nächsten Haus zu übernachten; handelt es sich um ein Privatgrundstück, muß der Eigentümer um Erlaubnis gefragt werden.

Das Allemansrätten verbietet:

  • Büsche oder Bäume zu beschädigen und Äcker zu betreten;
  • ohne Erlaubnis Grundstücke oder Höfe zu betreten;
  • Abfall liegen zu lassen oder zu vergraben;
  • ohne Angelschein zu angeln und ohne Jagdschein zu jagen;
  • unter Naturschutz stehende Pflanzen zu pflücken oder auf andere Art zu beschädigen.

In Skandinavien gelten im Prinzip folgende Hütten-Regeln:

Alle Hütten, bis auf die großen, hotelähnlichen Unterkünfte, sind Selbstversorger-Hütten. Alle Lebensmittel bringt man mit. Falls ein Hüttenwirt da ist, so ist er weder für Speisen und Getränke noch für die Reinigung der Zimmer zuständig (Ausnahme: in Norwegen bei den bedienten Hütten).

In Norwegen und Schweden gelten ungefähr gleiche Verhaltensregeln. Wer nach einer Übernachtung wieder aufbrechen will, wischt vorher in der Hütte auf oder kehrt zusammen, spült Geschirr, lüftet, holt für den unbekannten Nachfolger frisches Trinkwasser, spaltet Holz und beseitigt den Abfall an der dafür vorgesehenen Stelle. Meist macht man diese Arbeiten mit anderen Wanderern gemeinsam. Es ist also halb so schlimm, aber ein unerhörter Genuß, wenn man am Abend müde in eine so liebevoll vorbereitete Hütte eintritt und sich nur noch, während das Kaffeewasser kocht, ins Hüttenbuch einzutragen braucht.

In Finnland ist werden im allgemeinen diese Regeln nicht ganz so strikt praktiziert.

Übrigens, wenn es nicht klar ersichtlich ist, noch eine Regel: Am Wasserlauf oberhalb der Hütte holt man Trinkwasser und unterhalb spült oder wäscht man.


Die Hütten in Schweden werden vom STF (Svenska Turistföreningen) und im Padjelanta von der Länsstyrelsens Fjällförvaltning betreut. Sie zeichnen sich durch einen hohen Standard aus. Fast jede Hütte verfügt über ein Nottelefon.

Die in der Regel an (großen) Straßen liegenden FJÄLLSTATIONEN mit ihren 60 bis 300 Betten bieten mit warmer Dusche, elektrischem Strom und Restaurant nahezu Hotelstandard. Um die happigen Preisen zu umgehen, kann man sich im Normalfall in den Selbstversorger-Abteilungen der Fjällhotels einmieten.

Hütte In der Mehrzahl hat man es aber mit FJÄLLHÜTTEN zu tun, die durchweg nicht bewirtschaftet sind und 4-60 Betten zur Verfügung stellen. In einigen der größeren Hütten findet man eine Möglichkeit zum Proviantnachkauf. Während der Hauptsaison im Winter (etwa von Anfang März bis Anfang Mai) sowie im Sommer (etwa von Mitte Juli bis Mitte September) beaufsichtigt ein Hüttenwart (stugvärd) die Hütten, der die Gebühr für Übernachtungen oder Tagesbesuche kassiert. Er sorgt zudem dafür, dass Gasherde funktionieren sowie ausreichend Geschirr vorhanden ist. Außerhalb der Saison steht stets ein NOTRAUM mit vier bis sechs Betten offen, dessen Nutzung man nach dem Ende der Tour mit einer Post-Überweisung begleicht. Kocher und Geschirr muß man dann freilich selbst mitbringen.

Der RASTSCHUTZ darf (außer im Notfall) nicht zur Übernachtung genutzt werden. Er bietet meist nur Schutz für vier Personen und ist mit einem Ofen, doch nicht immer mit ausreichend Brennholz ausgestattet. Umso wichtiger ist es, dass man das wenige vorrätige Brennholz nicht ohne jede Not verfeuert.


Nahezu alle norwegischen Wandergebiete haben der DNT (Den NorskeTuristforening) und seine örtlichen Bergwandervereine durch ein Netz von Hütten verbunden. Die Qualität und Ausstattung der Hütten variiert dabei von kleinen, urromantischen Almhütten mit wenig Komfort und geringer Bettenzahl, bis hin zum Vollservice-Berghotel mit eigener Weinkarte und nicht selten dreistelligen Bettenzahlen. "Berghotels" findet man in den populären Wandergebieten, wie Hardangervidda, Jotunheimen und Rondane. Sie bieten dem Wanderer ihren Service in den Sommermonaten und den für Skiwanderer beliebten Osterferien. Weniger begangene Gebiete (Setesdalsheiene, Dovrefjell usw.) verfügen meist über Selbstbedienungshütten, für die oft ein Schlüssel notwendig ist, der direkt beim DNT oder den anderen Wandervereinen erhältlich ist. Die Unterkünfte in Nordnorwegen (Grenzpfad von Troms usw.) sind nicht bewirtschaftet und oft sehr klein. Für die meisten Hütten wird ein Schlafsack benötigt.

Bewirtschaftete Hütten: Diese bieten neben der Übernachtung auch alle Mahlzeiten an. Voranmeldungen für einen Aufenthalt, der länger als drei Tage währt, werden angenommen. Die Hütten sind jedoch für durchreisende Gäste gedacht. Wanderer von Hütte zu Hütte können nicht im voraus buchen. Sollten alle Betten belegt sein, erhalten sie Matratze und Decken und einen Platz auf dem Boden. Niemand wird abgewiesen. Die meisten bewirtschafteten Hütten verfügen über eine Selbstbedienungsabteilung, die nur während der Nebensaison benutzt werden kann.

Hütte Hütten mit Selbstbedienung: Hütten mit eingerichteter Küche (Gaskocher, Töpfe, Geschirr), Heizmöglichkeit, Decken und Kissen. Lebensmittel (Tee, Kaffee, Knäckebrot, Aufstriche, Konserven usw.) können gekauft werden (Preise ca. 50-70% über Ladenpreis!). Öffnungszeiten beachten! Schlüssel meist notwendig!

Nicht bewirtschaftete Hütten: Ebenfalls vollständig eingerichtete Hütte (Küche, Ofen), aber keine Lebensmittel. Öffnungszeiten beachten! Schlüssel notwendig!

Privathütten: Vor allem in Randbereichen der Wandergebiete finden sich häufig private Unterkünfte. Auch diese variieren von kleinen Setern (Almen) mit begrenzter Bettenzahl und kleinen Imbissen bis zu Hotellanlagen mit Hallenbad und Disco. Die Preise in Privathütten sind meist etwas höher. Viele gewähren DNT-Mitgliedern einen Rabatt.

Hüttenpreise: Bezahlt werden kann bar, wobei in Selbstbedienungs- und unbedienten Hütten das Geld abgezählt bereitgehalten werden muss. Mittlerweile ist es üblich, mittels einmaliger Vollmacht per Kreditkarte zu bezahlen (Formulare liegen in den Hütten bereit). Unerwünscht ist, aber akzeptiert wird auch eine nachträgliche Bezahlung/Überweisung beim zuständigen Bergverein.

Öffnungszeiten: Bewirtschaftete Hütten sind nur in der Hochsaison geöffnet. Auch ein Großteil der Selbstbedienungshütten in Südnorwegen wird nur für eine bestimmte Zeit im Jahr geöffnet. Meist sind sie vom 15. Oktober bis zum 15. Februar geschlossen. Die Hütten in Nordnorwegen (fast ausschließlich Selbstbedienungshütten) sind meist das ganze Jahr über zugänglich. Der DNT gibt jährlich gratis Informationsbroschüren heraus (Äpningstider), in denen alle nötigen Informationen entnommen werden können (auch für Privathütten).

Schlüssel: Für viele Selbstbedienungshütten und nicht bewirtschaftete Hütten benötigt man einen Schlüssel. Diese können gegen Pfand beim DNT-Büro, beim Personal einer in der Nähe bewirtschafteten Hütte oder bei anderen Stellen ausgeliehen werden. Einige Bergvereine verwenden einen eigenen Schlüssel, der in der Region erhältlich ist.


Die finnischen Hütten (autiotupa) gehören dem Staat, stehen jedem offen und entsprechen am ehesten dem, was man sich unter Einöd- oder Wildmarkhütten vorstellt. Meist handelt es sich um urige kleine Blockhütten mit Ofen (Brennholz vorhanden) und Holzpritschen und sonst nichts - die Benutzung ist kostenlos. Die ganze Sache hat nur einen Haken: Zwischen Juni und September, wenn halb Finnland - oft in großen Gruppen - wandernd unterwegs ist, herrscht fast immer drangvolle Enge. Ein reges Kommen und Gehen lässt kaum an Schlaf denken. Wer am Abend seine Ruhe will, dem empfehlen wir dringend die Mitnahme des eigenen Zeltes!

Die varaustupa genannten Hütten bieten mehr Komfort (vergleichbar den schwedischen stugor), sind auch für mehrtägige Aufenthalte geeignet und stets verschlossen. Den Schlüssel erhält man gegen ein geringes Entgelt am Ausgangspunkt der Wanderung (Ferienzentrum, Campingplatz etc.), aber große Hoffnung sollte man sich nicht machen, denn Wildnis-Urlaub erfreut sich in Finnland zu allen Jahreszeiten größter Beliebtheit -sprich: die Schlüssel sind fast immer in Umlauf.

Vereinzelt findet man am Rande von Wanderrouten noch die kämppä - einfache Waldarbeiterhütten, von denen ein Teil auch dem Wanderer offensteht.

Laavu ist das finnische Wort für Windschutz, und laavus finden sich an den populären Strecken ebenfalls in großer Anzahl.